Dienstag, 2. Februar 2010

Alltagsbericht aus Kyela - Dezember 2009

Inzwischen ist der 16. Dezember, der afrikanische Sommer ist da - die große Regenzeit also beginnt. (Hier ist nicht in Jahreszeiten, sondern in Regenzeit und Nicht-Regenzeit unterteilt)

Schon vor einigen Wochen hatten wir die ersten heftigen Gewitter - Blitze und Donner im Sekundentakt, dass man sich gar nicht über das durch den Stromausfall mangelnde Licht ärgern muss, Regengüsse, die binnen weniger Minuten einen gerade noch leeren Eimer zum überlaufen bringen, Matsch und Pfützen soweit das Auge reicht. Alles aber dauert immer nur einige Stunden - der Regen, die Blitze, die Pfützen. Selbst der Matsch ist schnell wieder verschwunden und Kyela, das gerade noch eine Feuchtoase war, verwandelt sich wieder in den staubtrockenen Hexenkessel.

Letzte Nacht war es wieder soweit. Um 21h45 bin ich von unserer Veranda in meine auserkorene Sternenecke verschwunden. Kaum dort angekommen merkte ich es. Die ersten kleinen Tropfen. Meine Hoffnung, dass dies zumindest für 5 min so bleibt war schnell zerstört. Es fing plötzlich an wie aus Eimern zu gießen, so dass ich mich wieder unter das schützende Dach unserer Veranda gerettet habe. Blitze und Donner dominierten den sonst sternenübersähten Himmel, der Regen prasselte auf das Hausdach, so dass kaum noch das eigene Wort zu verstehen war. Überall herrschte Dunkelheit, der Strom war weg und die Mitglieder jeden Haushaltes schon zur Bettruhe. Musik hören, telefonieren, unterhalten oder den Abendhimmel genießen waren zwecklos. Es blieb nur eins. Schlafen gehen. Um 22h00.

Heute morgen (16. Dezember) dann das erstaunlichste. Kaum wach geworden, war es das erste was ich wahrgenommen habe. Der Regen. Und die Ruhe. In der Nacht schon habe ich es regelmäßig vernommen, der Regen schüttete unaufhörlich weiter, sogar um 6h30 Uhr morgens noch, wenn auch etwas abgeschwächt. Das ist wohl das eindeutigste Zeichen, dass die große Regenzeit nun endlich Einzug in Kyela genommen hat! Das aber genau dieser Regen dafür sorgen würde mir die sehnlichst herbei gewünschte Ruhe zu bescheren, hätte ich nicht gedacht.

Es ist 6h45, ich liege wach in meinem Bett und stelle fest, etwas fehlt. Sofort bemerke ich auch was es ist. Der mangelnde Lärm ist es, der dieses für mich verwirrende Bild verursacht. Der Fernseher ist aus, auch die alternativ genutzte Radioanlage ist still und die sonst von Zimmer zu Zimmer geführten Unterhaltungen verstummt. Keine Frühstücksgeräusche sind vernehmbar, nicht mal ein ruhiges Atmen, als Hinweis für weitere Lebenszeichen im Haus, ist zu hören. Ich bin alleine. Ich habe Sturm-frei.

In Ruhe mache ich mich fertig, packe meine Tasche und mache mich auf den Weg zur Arbeit, da trifft es mich wie ein Schlag. Mein Fahrrad steht schon draußen auf der Veranda bereit für mich, der Flur ist halb geputzt und mir entgegengestreckt begrüßt mich als erstes Mama Jimmys voluminöser tansanischer Hintern......
Willkommen in Kyela!

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