Freitag, 25. Dezember 2009

Kurzes Update/Weihnachtsnachricht



Liebe Familie, Freunde und Leser meines Blogs,

vorgestern bin ich nach einer 26h Zugreise und 2 Tagen Zwischenstop in Dar es Salaam gut auf der Trauminsel Zanzibar (eigentlicher Name Unguja) angekommen. Gemeinsam mit 14 weiteren Freiwilligen der DTP, die über Tanzania verteilt eingesetzt sind, werde ich in dem Haus des Gastvaters von Andi das Weihnachtsfest verbringen.

Schon am Montag erreichte uns der eilige Anruf von Andi, wir möchten unbedingt sämtliche unserer elektronischen Geräte noch in Dar aufladen, bevor wir nach Zanzibar kommen. Die Insel ist seit 2 Wochen bis auf weiteres vom Stromnetz abgekappt. Die sonst sowieso unstetige Stromversorgung ist gänzlich unterbrochen. Bei einem ersten kurzen Spaziergang durch Stone Town stellt man sofort fest, die Stadt wird dominiert von Lärm und Abgasen. Da sich die vielen Restaurants, Hotels und Geschäfte weiterhin mit Strom versorgt sehen wollen stehen überall in den Gassen Dieselgeneratoren, um eben jenes sicher zu stellen.

Auch Said, der Gastvater von Andi, hat in seinem Haus einen Generator zum Vorschein gebracht, der jeden Abend unter tösendem Lärm und penetrantem Gestank dafür sorgt, dass der Wassertank für den Folgetag gefüllt ist.

Die mangelnde Stromversorgung bringt nicht nur gemütliches Kerzenlicht oder gar Dunkelheit am Abend hervor, sondern auch viele ganz andere Probleme.

Die Wasserpumpen, die dafür sorgen, dass aus den spärlich installierten Wasserleitungen Grundwasser in die Wasserhähne und Duschköpfe gebracht wird liegen still, die Benzinpreise steigen, so dass z.B. auch die Preise für Dala-Fahrten angezogen wurden. Eine Fahrt von Stone Town nach Matemwe beispielsweise kostet für Einheimische nicht mehr die üblichen 1.000,- Schilling sondern gleich 1.300,-. Mit jenen 300,- Schilling könnte man eine einfache warme Mahlzeit zu sich nehmen.

Schon nach weniger als 24 Stunden Aufenthalt auf der Insel wird einem die Problematik der Abhängigkeit zu der vom Festland regulierten Stromversorgung sehr bewusst.

Dies schon mal ein kleiner Einblick in das, was ich in den nächsten Wochen erleben werde.

Einige Zeit habe ich leider keine neuen Texte veröffentlicht. Ich werde mich bemühen trotz erschwerter Energieversorgung möglichst viele der in den letzten Wochen angesammelten Themen zu verschiedenen Texten zu verarbeiten und meinen Blog wieder auf den neuesten Stand zu bringen, um u.a. von meinen ersten Arbeitserfahrungen und unserer Kleinprojekt-Entwicklung zu berichten.

Heute möchte ich Euch allen allerdings neben einem kurzen Update ein wunderschönes Weihnachtsfest im Kreise eurer Familien wünschen.
Genießt die (soweit ich das hier mitbekommen konnte) wahrscheinlich weiße Weihnacht.

Meine weiße Weihnacht ist dieses Jahr nicht nur durch den weißen Sand unter meinen Füßen etwas anders als sonst.

Gestern erreichten die noch fehlenden 7 Freiwilligen vom Festland die Insel. Alle wurden wir für gestern abend von Andis Gast-Großmutter zum Festessen eingeladen - ich habe mir schon sagen lassen, dass sie eine hervorragende Köchin ist, so dass ich mich schon auf die Spezialitäten die "The Spice Island" zu bieten hat freuen konnte. Anschließend konnten wir einen landesüblichen Weihnachtsgottesdienst besuchen, der bis in die Morgenstunden dauerte, diejenigen die dem Gottesdienst beistanden blieben jedoch nur für eine Stunde. Außerdem haben versucht wir unseren Festlichkeiten mit einer kleinen Wichtel-Aktion doch noch etwas der bislang mangelden Weihnachtstimmung einzuhauchen.

Liebe Grüße aus Zanzibar.

Frohe Weihnachten!

Ich denke an Euch,

Isabelle

Mittwoch, 4. November 2009

Kyela - die siebte Woche

Die siebte woche war geprägt von einem nationalen Feiertag - dem Julius Nyerere Tag. (hierzu demnächst näheres)
Anna und ich versuchen die Wochenenden, die mit einem Feiertag verlängert werden können, zu nutzen, um uns mit Ausflügen die Region anzuschauen.
Diese Woche sollte es mit der MV Songea, den Malawisee zur Hälfte überquerend, nach Mbamba Bay gehen. Eine 24 stündige Schiffsreise, die als eine der schönsten Reisen ganz Afrikas erachtet wird. Und das direkt vor unserer Haustür. Leider aber scheiterte dieser Plan daran, dass die MV Songea (die von Mbamba Bay noch weiter nach Malawi fährt) sich in Malawi aufhielt, wo sie Reparaturarbeiten unterzogen wurde. Selbst der leitende Offizier der Seefahrt Marinegedönse in Itungi Port, den unser Chef aus der Kirche kennt und dort auf unsere Pläne ansprach, konnte nicht genau sagen, wann das Schiff wieder planmäßig den Malawisee überquert. Schade. Dieser Kurztrip ist also bis auf weiteres vertagt.
Da wir uns schon so sehr darauf gefreut hatten, die Region zu erkunden, haben wir noch am Montag begonnen, einen Alternativplan auf die Beine zu stellen.
Nach kurzer Zeit sowie der Zustimmung unseres Chefs stand fest: Mittwoch morgen um 5h30 ging es mit dem Bus nach Iringa - Hauptstadt der Region Iringa, welche direkt an die Region Mbeya angrenzt.

An unserem traumhaften Wochenende haben wir Entspannung und Kultur verbunden. In einem idyllisch, an einem kleinen Flüsschen liegenden Camp haben wir die Natur geniessen können und Abschalten können. Gleichzeitig haben wir neben der Stadt Iringa auch die Region erkundet und sind auf die Spuren der deutschen Kolonialgeschichte und der tansanischen Stammeskultur gegangen. Da Iringa im Vergleich zu Kyela aufgrund seiner Höhe von ca 1700m vor allem Nachts sehr kalt ist, haben Anna und ich uns zudem von der immer stärker werdenden Hitze in Kyela abkühlen können.

Samstag Vormittag habe ich recht starke Halsschmerzen und einen leichten Schnupfen entwickelt, so dass wir unsere weiteren Pläne, auf der Rückfahrt Robert und Philipp in Mafinga zu besuchen (Mafinga liegt genau auf der Strecke) leider absagen mussten, da ich zunächst in einem Krankenhaus zum Malariatest musste. Da die Straßenverbindung zwischen der auf einem Berg liegenden Stadt und unserer Unterkunft wegen Bauarbeiten sehr beschwerlich war und lange dauerte, mussten wir diese Pläne aus zeitlichen Gründen wieder abändern und eine weitere Nacht in Iringa bleiben. Offenbar habe ich mich schon nach zwei Monaten so sehr an die hier herrschende Hitze, die auch nachts bestand hält, gewöhnt, dass ich die klirrende nächtliche Kälte in Iringa nicht all zu gut ausgehalten habe und mir dort eine saftige Erkältung eingefangen habe - diese ist mir jedoch um ein vielfaches lieber, als eine weitere Malariainfektion.

Allerdings kann selbst diese unangenehme Erkältung meine gute Stimmung nach dem traumhaften Wochenende nicht schmälern!

Wir haben schon wieder sehr viel erlebt und in jeder Situation wird es mir erlaubt, die tansanische Stimmung (in Teilen auch zu pauschalisieren in 'afrikanische Stimmung') aufzusaugen.
Bei der zweistündigen Wartezeit am Busbahnhof genieße ich im Schatten das dort herrschende Treiben. Ich beobachte die Einfahrt der Busse, die sich abwechselnde Trägheit und Hetzerei der Snackverkäufer, die anderen wartenden Menschen. Bei der Museumsbesichtigung bin ich viel mehr begeistert von der Freude, Begeisterung und Leidenschaft des Museumsleiters, während er uns die interessanten Inhalte vorträgt, als von den Inhalten selbst. Bei der Besichtigung der Isimila Stone Age Site, kann ich mich nicht entscheiden, ob mir die atemberaubende Landschaft oder die faszinierende Gelassenheit und allwissende Ausstrahlung des Führers beeindruckender in Erinnerung bleiben soll.
Eines weiß ich jedoch ganz genau, nicht nur dieses Wochenende hat mir gezeigt, das vor allem die Menschen das Land Tansania ausmachen. All das leider, liegt jedoch unter einem ständigen Schatten des 'Mzungu' - tansanische Bezeichnung für einen weißen Menschen. Es ist (noch?!) zu schwer sich von diesem zu lösen und von den Tansaniern nicht permanent als der 'Mzungu' betrachtet und fasziniert 'begafft' zu werden.

Die fünfte und sechste Woche

Die fünfte Woche begann für mich mit 3 verkürzten Tagen im Büro. Da Anna zu Hause blieb, um ihre Malaria auszukurieren, schickte mich unser Chef immer gegen Mittag nach Hause, damit ich mich um Anna kümmern könne. Er empfahl mir ihr möglichst viel Obst zu kaufen und dafür zu sorgen, dass sie sich schohnt und viel trinkt. Montag, Dienstag und Mittwoch ging es für mich also Mittags wieder nach Hause, wo ich dann Zeit mit Anna verbracht habe.
Am Donnerstag morgen kam der erste kleine Regen - wie schon berichtet.

Da wir hier in Kyela nach wie vor keine funktionierenden Geldautomaten haben, mit denen wir auch unsere deutschen Kredit- und/oder EC-Karten nutzen können, stand am Samstag wieder ein Besuch von Mbeya an.
Hier haben wir alle möglichen kleineren Besorgungen gemacht, sowie Geld geholt. Für 4 Stunden Aufenthalt in der Stadt brauchen wir insgesamt 8 Stunden Fahrtzeit. 4 Stunden in eine Richtung - eine kurze Strecke, für tansanische Verhältnisse...

Nachdem uns der Arzt eine Woche zuvor mitgeteilt hat, Anna solle zu einer Malaria Nachuntersuchung erscheinen, um zu testen, ob die Parasiten auch wirklich verschwunden sind, stand am Sonntag also wieder ein Besuch in der Krankenstation an. Man lacht immer, wenn wir kommen, unsere Namen kennt man schon auswendig. Als reine Routine-Untersuchung habe ich mich gleich mit Anna zusammen mittesten lassen.
Nach der gewohnten Wartezeit dann das Ergebnis: Anna ist gesund. Isabelle hat Malaria!
Es folgte ein fliegender Wechsel. Anna blieb nun während der sechsten Woche nur bis Mittags im Büro und hat mir nachmittags gesellschaft geleistet.

Der Rest der Woche verlief ganz normal ohne besondere Vorkommnisse.

Freitag, 9. Oktober 2009

Mysterium I - Fahrrad als Lastenfahrzeug

Was kann man auf einem Fahrrad alles transportieren?
Ein Mensch auf dem Sattel - der Fahrer.
Manchmal ein weiterer auf dem Gepäckträger, dem Lenkrad oder, wenn vorhanden, der Mittelstange (letzten beiden jedoch abhängig vom Geschick des Fahrers).
Ein Getränkekasten auf dem Gepäckträger - allerdings wird das Fahrrad dann geschoben, also wird der Fahrer in diesem Fall wieder abgezogen.
Manchmal sieht man noch eine Reisetasche, einen kleinen Koffer oder auch eine Einkaufskiste, die mit dem Fahrrad transportiert wird.

So in etwa, hätte es geklungen, wenn ich diese Frage in Deutschland beantwortet hätte.

Hier in Tansania (bzw Kyela) sieht das vollkommen anders aus.

Gedanken über die Wichtigkeit des Fahrrades habe ich mir zusammen mit Anna in meiner ersten Woche gemacht, als wir eine unserer Wartezeiten überbrücken mussten. Wir haben aus dem Fenster geguckt und angefangen zu zählen:
Anna zähte die Frauen, die etwas auf dem Kopf getragen haben und ich die Anzahl der Fahrräder, auf denen 2 Menschen saßen.
Schon nach kürzester Zeit hatte ich eine hohe zweistellige Zahl erreicht - diese Zählaufgabe war also absolut keine Herausforderung. Somit wurde meine Aufgabe von "2 Menschen" auf "mehr als 2 Menschen" erhöht. Wenngleich die von mir gezählte Zahl wesentlich geringer ausfiel, wich sie dennoch von unserer Erwartung (=0) ab. Das Bild, dass sich 4 Menschen auf einem Fahrrad befinden mag vielleicht nicht üblich sein, aber absolut denkbar. Der Fahrer hat einen Passagier auf der Mittelstange und einen auf dem Gepäckträger, welcher widerrum einen weiteren Passagier auf dem Rücken mit sich trägt. (Es sei erwähnt, dass die Mittelstange des Fahrrads, wenn sie denn existiert, in der Vielzahl der Fälle gleich verdoppelt wurde, um so für erhöhte Stabilität zu sorgen.) Es ist jedoch durchaus gängig 3 Menschen auf einem Fahrrad zu sehen, in diesem Fall sitzen dann 2 hintereinander auf dem Gepäckträger. Erstaunlich auch, wenn ein Fahrradfahrer auf dem Gepäckträger seines Fahrrades einen vielleicht 60kg schweren Sack Reis überhaupt daran festgemacht bekommt geschweige denn das Fahrrad dann noch fahren kann. Ein alltägliches Bild! Noch viel mehr ins Staunen gerate ich, wenn ich auf einem solchen Fahrrad nicht einen dieser Säcke, sondern 2 finde.

Heute morgen, entdeckte ich zunächst einen Fahrradfahrer, der auf seinem Gepäckträger 5 aufeinander gestapelte volle Cola-Kisten befestigt hatte. Er schob sein Fahrrad nicht. Nein, er fuhr es noch dazu mit einer beeindruckenden Leichtigkeit, die Kisten über seinen Kopf ragend, über die holprigen Straßen Kyela's.
Kurze Zeit später sahen Anna und ich ein Fahrrad, welches sowohl auf dem Gepäckträger, als auch im Fahrradrahmen voll mit Ziegelsteinen war. Man bemerke, dass er sein Fahrrad jedoch geschoben hat - man muss es auch nicht übertreiben.
Der letzte Fall beeindruckt mich jedoch am meisten. Auch hier wäre der vorletzte Satz durchaus angemessen, unfassbarerweise aber nicht zutreffend:
Dieser Fahrradfahrer hat ca. acht 2cm dicke und ca. 6m lange Eisenstangen (etwa der Art, wie wir sie aus dem Hausbau als Metallgerüst für Betongüsse kennen) um sein Fahrrad gebogen und zudem in der rechten Hand über seinem Kopf schwebend 5m lange Plastikrohre transportiert.

Es ist hier nicht mal eben möglich den Wagen zu beladen und die zu liefernden Sachen damit von A nach B zu transportieren. Die wenigen Autos, die es vor Ort gibt werden als Taxis benutzt. Also macht man aus der Not die Kunst und versucht mit den einem zur Verfügung stehenden Mitteln den besten Erfolg zu erzielen. Somit wird das Fahrrad so gut es geht beladen. Es soll nicht heißen, dass ein Auto, Pick-Up, Lieferwagen oder LKW hier eine Rarität ist, sie werden durchaus genutzt, sind sogar unabdingbar und fahren in großer Zahl in und aus dem Ort, um die Gegenstände zu bringen, die nicht lokal hergestellt werden können. Aus Kostengründen werden sie nur für Langstrecken und nicht innerorts genutzt!

Jetzt fragt man sich, wie werden große Gegenstände transportiert? Sie werden auf große Holzkarren gestellt, die dann von einem Menschen gezogen werden.


(erklärendes Anschauungsmaterial wird nachgeliefert)

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Organisatorisches

Obwohl ich schon einige Berichte geschrieben und veröffentlich habe, hat mein Blog nun erst sein endgültiges Gesicht bekommen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die auf der schlechten Internetverbindung beruhen, habe ich mein Blog endlich fertig strukturieren können.
Hier nun ein kurze Erklärung der verschiedenen neuen Funktionen:

Jedem Bericht wird mittels eines Labels ein Themenbereich zugeordnet, welche in der linken Zeile dieser Internetseite aufgeführt werden. Diese Labels ermöglichen es, alle Berichte des entsprechenden Themenbereiches gebündelt sehen und lesen zu können.
Die bereits von Beginn an funktionierende Diashow ermöglicht es, durch klicken auf eines der Bilder, zu dem internetbasierten Photoalbum zu gelangen. Hier werden die Bilder nicht nur durch einen Titel kurz beschrieben, man kann sie sich auch einzeln und in voller Größe anschauen.

Da ich mich sehr bemühen möchte, die Berichte im Laufe des Jahres so interessant wie möglich zu gestalten, würde ich mich über Anregungen und Hinweise sehr freuen. Auch mögliche Fragen möchte ich gerne so gut es geht beantworten.
Diese können also an die unter "Profil vollständig anzeigen" ersichtliche eMail Adresse gesendet werden oder über die auf der Internetseite zur Verfügung stehende Kommentarfunktion hinterlassen werden, so dass ich sie für zukünftige Berichte berücksichtigen und beantworten kann.

Ich hoffe Euch mit meinem Blog einen interessanten Einblick in mein Leben, meine Arbeit, die Kultur hier in Tansania geben zu können!

Montag, 5. Oktober 2009

Kyela - Die vierte Woche

Unsere vierte Woche hat sich nicht nur durch die Feiertage und unseren Kurzurlaub in Matema verkürzt. Von drei Bekannten (17,19 und 20 Jahre alt), die gerade ihren Schulabschluß des 10. Klasse-Equivalentes (genannt O-Level, nahezu identisch zu dem britischen GCSE System) absolvieren, wurden wir zu deren Schulabschlussfeier eingeladen. Neugierig darauf, wie eine solche Feier ablaufen würde haben wir zugesagt, damit rechnend, dass es eine Abendveranstaltung wird.
Zwei Tage vor der Feier haben sie uns jedoch mitgeteilt, dass es die morgens stattfindende Zertifikatsvergebungs-Zeremonie ist. Wir mussten also den enttäuschten
Jungs mitteilen, dass wir möglicherweise gar nicht teilnehmen können, weil wir zur Arbeit müssten, versprachen aber zugleich alles mögliche zu versuchen, doch kommen zu können. Als wir unserem Chef von der Einladung berichteten und ihn baten anstatt am Freitag am Samstag zur Arbeit kommen zu können, unterbrach er uns sogleich und teilte uns mit es sei auch eine Art von Arbeit - das tiefergehende Kennenlernen der Kultur - wir sollten gar nicht zur Arbeit kommen.

Am Freitag morgen dann die große Zeremonie. Nachdem wir mehrfach darum gebeten wurden unsere Kameras mitzunehmen, wurden wir um 10 Uhr morgens abgeholt. Nach ca. 30 min Fußweg erreichten wir unser Ziel: Das Hotel "Sativa". Wir wurden - wie immer, wenn eine kurze Wartezeit entsteht - auf eine Bank gesetzt, die vorher nahezu panisch mit einem Taschentuch vom Staub befreit wird, und warteten. Wir warteten lange. Die Zeremonie schien erst weitaus später zu beginnen. Als wir fragten, was man denn gerade machen würde, bekamen wir die geduldige Antwort: "Gerade werden die Stühle für die Zeremonie aufgestellt." Um 12 Uhr war es dann soweit, wir wurden endlich von unseren sehr bemühten und besorgten 'Gastgebern' in den Saal gebracht. Großes Erstaunen in Anna's und meinem Gesicht: Neben uns waren vielleicht noch 30 weitere Gäste zur Feier gekommen. Da im Moment der Sommer naht und es immer heißer wird (derzeit um die 32°C), der Raum recht stickig war und wir wussten, dass die Feier gut 3 Stunden dauern würde, hofften wir Sitzplätze bekommen zu können. Fehlanzeige. Die zur Verfügung stehenden Stühle waren alle besetzt. Unsere Gastgeber versuchten wir vergeblich in den Schülermassen ausfindig zu machen. Kurze Zeit später erschienen zwei von ihnen (Phlipp und Ambi) mit zwei Stühlen für uns, wünschten uns viel Spaß und baten erneut ungefähr fünf mal darum, dass wir Photos machen würden...

Ich muss gestehen etwas enttäuscht aus der Feier gekommen zu sein - aber was habe ich auch erwartet? Musik, Tanzen, Gesang - quasi eine bunte fröhliche Feier.
Bei einer Schulabschlusszeremonie? Vielleicht etwas weit hergeholt...
Weder die Musik, das Tanzen noch der Gesang blieben aus und doch fehlte irgendwie das Bunte. Auch die Sprachbarriere wirkte auf unsere Stimmung eher hemmend. Die nun doch zahlreich vorhandenen Gäste, die nach und nach eintrudelten und der Feier beiwohnten, fielen immer mehr in eigene Gespräche oder in einen schlafartigen Zustand. Die Veranstaltung war also nicht nur für unser eher mäßig interessant.

Nach vielen Photos und einigem nach links und rechts gezogen werden, brachten uns die Jungs zu ihrer Schule, wo wir zu Mittag gegessen haben. Es gibt bezüglich des Eßverhaltens etwas, an das ich mich noch sehr gewöhnen muss. Die Gäste werden hier beim Essen in Ruhe gelassen. Kaum, dass wir unser Essen hatten, verließen die beiden Jungs den Raum und warteten draußen in der Sonne auf uns. Was auf uns irgendwie unhöflich wirkt, ist hier eine absolute Selbstverständlichkeit und absolut höflich. Der Gast ißt in Ruhe und alleine. So saßen Anna und ich in einem der Klassenräume und haben unser Pilau mit den Händen gegessen - unsere erste volle Mahlzeit ganz ohne Besteck. Als wir fertig waren, brachte uns Ambi nach Hause. Philipp war noch weiter gezogen und hat Berichten nach bis um 12 Uhr Nachts getanzt und gefeiert. Wir waren froh, als wir der Sonne endlich entfliehen und uns ins schattige Haus setzen konnten. Des späteren nachmittags haben wir uns dann unsere Badminton Schläger und Anna's Volleyball geschnappt und sind vors Haus gegangen. Kaum standen wir mit unseren Gerätschaften draußen, tümmelten sich schon um die 10 Kinder um uns herum. Nach ca. 5 min des Badminton spielens waren aus den 10 Kindern gut 30 geworden. Kennt eines der Kindern Deinen Namen, kennen ihn alle. Entsprechend waren von überall her "Anna" und "Isabella" wahlweise auch "Izabera" Rufe zu vernehmen. Und jedem Kind musst Du einzeln Hallo - Mambo = Hi/Hallo auf Kisuaheli, flappsige Begrüßung unter jungen Menschen - sagen worauf es mit "Poa" antwortet und durch lautes lachen seine Freude bekundet. (Zu der Sprache und ihrer Aussprache demnächst noch ein getrennter Beitrag)

Nachdem wir nach kurzem Bemühen den Ball den Kindern überlassen haben und selber zu den Badminton-Schlägern griffen, haben wir fest gestellt, dass nicht die Kinder, sondern die Mütter mit dem Ball spielten. Als wir zu ihnen kamen, um den Ball zu holen, forderten sie uns auf mit zu machen. Wir ließen uns nicht zwei Mal bitten und machten sofort mit. 4 Frauen pro Team, der Ball quasi immer in der Luft, möglichst fern des gegnerischen Teams. Ein simples Spiel, welches beeindruckendes bewirken kann. Die sonst etwas langsam und träge wirkenden Frauen hetzten durch ihre Vorgärten, den Ball immer wieder zu einer Mitspielerin werfend. Sie spielten und rannten nahezu ohne Rücksicht auf Verluste. Als die ersten Mücken kamen, waren wir gezwungen aufzuhören und uns drinnen vor den Mücken zu schützen. Nachdem wir schließlich den Ball ergattert haben - es war kaum möglich ihn ohne weiteres zu bekommen - riefen die 6 Frauen uns ein fragendes 'Kesho?' zu. 'Kesho!' - Bis morgen!

Es tat uns so gut, uns endlich wieder etwas sportlich zu betätigen, und auch die Freude und den Spaß den nicht nur die Kinder daran hatten, hat uns dazu bewirkt nun jeden Tag draußen zu 'spielen'. Während des Nachmittages haben wir einen unserer Nachbarn begrüßt und uns kurz mit ihm unterhalten. Wie wir schon vorher wussten, studiert er in Karlsruhe Bauingenieurwesen. Er lud uns gleich zu sich ein, wir erklärten sehr erschöpft zu sein und baten, ob wir nicht einen Tag später, also am Samstag kommen könnten. Er stimmte zu und sagte sofort, dass wir dann gemeinsam kochen könnten. Samstag abend sind wir dann rüber zu ihm und wurden von - wir gehen davon aus - seinem Vater begrüßt und auf ein Sofa gegenüber des laufenden Fernsehers
gesetzt. Ally (gesprochen Ali) war noch nicht da. Der Bruder telefonierte kurz mit ihm, um mitzuteilen, dass die Gäste da wären. 5 min später war Ally dann da. Er sagte, dass wir uns nun mit seinem Bruder - der Begriff Bruder wird hier etwas weiter genutzt, als es bei uns üblich ist. Ein guter Freund, ein Verwandter, ein
Nachbar oder auch einfach jemand der aus der gleichen Stadt stammt wie man selber, ist ein Bruder bzw eine Schwester - dem Abgeordneten des Kyela Distrikt etwas trinken gehen würden.
Nach einem sehr interessanten Abend, sind wir recht spät gegen halb zwölf wieder zu Hause gewesen. Schon im Vorgarten wurden wir von Mzee Jimmy empfangen - man hätte sich sorgen um uns gemacht. Wir wunderten uns, so hatten wir doch vorher noch mitgeteilt was wir vor hätten und zu wem wir gehen würden.

Am nächsten morgen hat sich Anna, die Frühaufsteherin zwischen uns beiden, eine kurze Ansprache dies bezüglich angehört. Sie vereinbarte, dass wir die Nummern austauschen würden, so dass man uns in so einem Fall telefonisch erreichen könnte.

Nachdem Anna und ich gefrühstückt haben, sind wir ins Krankenhaus gefahren. Anna hatte am Abend zuvor einen Schnupfen bekommen, der sich über Nacht nicht sonderlich verbessert hat. Im Gegenteil. Ich fühlte mich um zwei Wochen zurück versetzt und habe sofort eine kleine Fahrradtour zum Krankenhaus vorgeschlagen. Dort angekommen, bestätigte sich unsere Vermutung: Anna hat Malaria. Pole sana!

Donnerstag, 1. Oktober 2009

BLITZEINTRAG

-----------

Ich notiere: Donnerstag, 01.Oktober 2009, 7.33 Uhr. ES REGNET!!!!

-----------

"Wenn das mal nicht nach Regen aussieht." Dies ist mir durch den Kopf gegangen, nachdem ich vor einer knappen Stunde aufgestanden bin und in den düsteren, frischen und sehr diesigen heutigen Tag geguckt habe. Ich habe mich dann aber sofort wieder darauf besonnen, dass diese Einschätzung auf meine europäischen Wetterkenntnisse zurück zu führen ist und mich wieder auf einen sehr heißen Tag eingestellt.

Kaum 15 min. später fängt es an. Ein leichtes rieseln auf unserem Wellblechdach. Anna und ich laufen in großer Freude raus. Uns entgegnet DIE Enttäuschung. Was wir als stärkeren Regen vermutet haben, entpuppt sich als klassischer "Drei-Tröpfchen-Niesel".

Inzwischen sitze ich auf dem Sofa in meinem Zimmer. Ich genieße die Ruhe, die nun im Haus herrscht. Die familiären Begrüßungszenarien sind verstummt, der im Wohnzimmer wie immer auf höchster Tonstufe laufende Fernseher ist nicht vernehmbar. Alles verdrängt durch den immer stärker und lauter werdenden Regen.

Dienstag, 29. September 2009

Kyela - Die dritte Woche

Meine dritte Woche in Kyela hat gleich mit einem Highlight begonnen. Unser Chef kam aus Dar es Salaam zurück und teilte uns gegen Mittag mit, dass wir uns mit dem Fundi treffen würden, welcher unsere Regale fertig machen wollte. Gegen 14 Uhr sind wir also zu dem alten Büro gefahren und haben dort besprochen, wie unsere Regale aussehen sollten. Zu unserem großen erstaunen wurden die Arbeiten gleich vor unseren Augen ausgeführt, so dass wir 1,5 Stunden später mit unseren Regalen in unseren Zimmern standen und diese mit leuchtenden Augen eingeräumt haben! Endlich Ordnung.
(Bilder werden nun also zeitnah folgen!!!)

Die meiste Zeit der Woche waren Anna und ich tagsüber damit beschäftigt Vokabeln zu lernen, Blogtexte zu schreiben u.ä.. Unser Chef scheint sehr großen Wert darauf zu legen, dass wir erst die Sprache beherrschen, bevor wir richtig anfangen zu arbeiten...

Am Montag wurde für unseren Chef ein riesiger neuer Schreibtisch und ein großer Ledersessel geliefert. Beides wurde ab Mittag von dem uns sehr gut bekannten Fundi unter den Augen unseres Chefs zusammen gebaut. Den verbleibenden Nachmittag konnte ich beobachten, wie über der Anleitung (Stil IKEA Anleitung) immer wieder die Köpfe zusammen gesteckt wurden. Am nächsten Morgen als wir ins Büro kamen war alles zusammen gebaut - allerdings in unserem Räumchen. Der Schreibtisch war für den Raum unseres Chefs zu groß, so dass die Räume getauscht wurden. Unser Chef entschuldigte sich morgens bei uns recht lange dafür, dass er uns nicht vorgewarnt hat, und er hoffte es seien uns keine Umstände entstanden.
Ob der Tatsache, dass der Zusammenbau von Schreibtisch und Stuhl einen gesamten Nachmittag gedauert hat, ist man dazu geneigt negativ zu denken. Man meint mangelndes Verständnis für diese Art der Vorgehensweise zu erkennen. Ich versuche jedoch auch die positive Seite zu sehen. Die Fertigung jeglicher Dinge wird in 100%iger Handarbeit getätigt. Eine Anleitung die selbst für den geübten Selbst-Schrauber häufig unverständlich erscheint und ihn an die Grenzen seiner Geduld treibt wird hier mit beeindruckender Selbstbeherrschung ganz ohne frustrierte Zwischenrufe solange angegangen bis man zum Erfolg gekommen ist...

Uns ist es relativ egal in welchem Raum wir sitzen, die Hauptsache ist, dass wir Tisch und Stuhl zum Arbeiten haben! Ein kleiner 'Nachteil' hat sich jedoch heraus gefiltert, wir haben nun leider nicht mehr die schöne große Fensterfront, dadurch ist es recht stickig. Der kleine Fensterspalt, der in unserem Teil des Büros ist, ist zudem noch mit einem Kalender halb verhängt. Wir haben viel überlegt, wie wir diesen Kalender taktvoll wieder zu unserem Chef bringen können, sind aber auf keine schöne Lösung gekommen, also hoffen wir darauf, dass unser Chef ihn bald vermisst und zu sich holt.

Dieser Kalender ist uns am Donnerstag aber doch noch sehr nützlich geworden. Denn wir haben festgestellt, dass die gesetzlichen Feiertage dort eingezeichnet sind. So haben wir heraus bekommen, dass entweder der Sonntag und Montag oder der Montag und Dienstag gesetzliche Feiertage sind. Das Ende vom Ramadan stand an. Sofort haben wir uns überlegt, was wir denn mit dem verlängerten Wochenende anfangen können und gefördert durch die stetig ansteigenden Temperaturen kam nur eines in Frage: Ab an den Malawisee. Abends haben wir Robert und Philipp angerufen - eingesetzt in Mafinga, 6h Busfahrt von uns entfernt - und sie gefragt, ob sie nicht mitkommen möchten. Da die beiden noch gar nicht wussten, dass Feiertage anstanden waren sie sehr begeistert von der Idee und haben schon zugesagt. Wir haben also alles weitere mit unserem Chef geklärt und ihn in Kenntnis gesetzt - was hier nahezu übergangslos an "und ihn um Erlaubnis gebeten" grenzt - dass wir das Wochenende und die Feiertage in Matema verbringen werden. Nachdem er den Aufenthalt genehmigt hat und schon ein erstes Unterkunftsangebot für uns eingeholt hat, bat er uns Samstag wieder zum Büro zu kommen. Dort haben wir dann gemeinsam mit Susanne - Kanadierin, seit 2 Jahren als Freiwillige in Kyela, zunächst bei SEF nun bei einer anderen NGO - und unserem Chef über eine Stunde gebraucht, um mit einer anderen Unterkunft Kontakt aufzunehmen und die Einzelheiten (Abfahrt, Dauer, Anfahrt etc) zu klären. Anschließend sind wir von unserem Chef zum hiesigen Busbahnhof geschickt worden, wo er uns dann wieder traf (ist mit dem Motorrad gefahren), um die Anfahrt nach Matema zu planen. Abends war dann schließlich alles geklärt und wir hatten eine schöne Unterkunft gebucht. Am nächsten Tag trafen Philipp und Robert um 13 Uhr am Busbahnhof ein. Unter der versteckten Besorgnis unseres Chefs, der uns verabschiedete sind wir schließlich auf der überfüllten Ladefläche eines Pik-Up's 4 Stunden lang über die holperigen Straßen des Kyela Distrikt nach Matema gefahren worden. Die Tatsache, dass die Strecke ungefähr 50km beträgt, sowie der obligatorische Reifenplatzer dürften die Straßenverhältnisse verdeutlichen....

Verstaubt, zerzaust und mit schmerzenden Hinterteilen sind wir glücklich am Malawisee Panorama angekommen. Die erste Amtshandlung: baden gehen!!! Unter traumhafter Kulisse des Livingstone Gebirges und einem scheinbar nicht endenden Sees gepaart mit Kokospalmen, Strand und beginnender Dämmerung sind wir also in unser Wochenende gestartet.

Die Rückfahrt verlief ähnlich wie die Hinfahrt: 4 Stunden Fahrt, 1 Reifenplatzer, 16 Menschen auf der Ladefläche zusammen mit 2 riesigen Pappkartons voll mit Fischchen - dagaa = Sardinen -, Kokosnus-Säcken unseren Rücksäcken und diverse andere Gegenstände. Ein absolutes Erlebnis kann ich nur sagen.

Nachdem wir die beiden Jungs nach dem Standard-Frühstück bei Mama Adam verabschiedet haben begann die nächste (vierte) Woche für uns also erst am Mittwoch.

Mittwoch, 23. September 2009

Kyela - Die zweite Woche

Meine zweite Woche in Kyela hat mit dem Besuch von Olli - ehemaliger Freiwilliger der DTP, nun Vorstandsmitglied - begonnen, der während seines Tansania Aufenthaltes auch diese neue Einsatzstelle besuchen wollte. Da er die Nacht bei uns im Haus verbracht hat, konnte er sich mit Mama Jimmy über unsere derzeitige Wohnsituation unterhalten. So erzählte er uns, dass Mama Jimmy ihm erklärt hätte, noch so lange bei uns im Haus zu wohnen, bis entweder unsere Haushälterin zu uns zieht oder es sicher ist uns zwei alleine in dem Haus wohnen zu lassen. Sie hätte sorge, dass man in der Nachbarschaft heraus bekäme, dass zwei weiße alleine in dem Haus wohnen und möchte uns daher nicht von Anfang an alleine lassen. Am Dienstag morgen hat er sich unser Büro angeguckt und ist anschließend wieder abgereist.

Da wir für den Weg von unserem Haus zur Arbeit gut eine halbe Stunde benötigen und auch in die Stadt gut zwanzig Minuten zu Fuß unterwegs sind, haben wir es vorgezogen uns anzupassen und ebenfalls auf das hier übliche Fortbewegungsmittel umzusteigen - kurz gesagt wir haben uns ein Fahrrad gekauft. Da die Gebrauchtfahrräder, die man hier bekommt, verhältnismäßig teuer sind, war unser ursprünglicher Plan ein Fahrrad zu kaufen und dieses als Tandem zu nutzen, wie man es hier normalerweise tut. Leider haben sich die blauen Flecke und Unfälle viel zu schnell gehäuft, so dass wir doch noch ein zweites Fahrrad gekauft haben.

Im Moment ist Ferienzeit in Tanzania und unser Haus füllte sich immer mehr, da einige der 7 Kinder von Mama Jimmy nach und nach eintrudelten. Die 3 Häuser, die die Familie Jimmy besitzt scheinen wohl größtenteils vermietet zu sein. In einem der anderen Häuser wartet man darauf, dass die Mieter ausziehen, so hielt bzw hält sich die gesamte Familie den ganzen Tag über bei uns auf. Der Fernseher läuft von morgens 6.00 Uhr bis teilweise um Mitternacht, wenn nicht sogar noch länger. Im Programm Premiere League Fußball oder tansanische Soap-Produktionen, die ihre deutschen Pendants Oscar-würdig erscheinen lassen... Inzwischen verstehe ich, weshalb auf meiner Packliste neben Oropax der Vermerk "kann sehr nützlich sein" gemacht worden ist. Am Wochenende war der Höchstpunkt erreicht: Bei uns wohnten Mama Jimmy mit ihrem Mann, der Tochter Suzie, sowie zwei weiteren Töchtern mit einem Kleinkind. Tagsüber verbrachten zudem noch der Sohn mit Frau und Kind, sowie ein Schwiegersohn die Zeit bei uns, die jedoch die Nacht in einem der anderen Häuser der Familie verbrachten. Zum Abendessen kommen seit dem ersten Abend drei ca. 16-18 jährige Jungen - Enkelkinder des Bruders von Mzee Jimmy - die Kapazitäten des Hauses werden fast entgültig an ihre Grenzen getrieben.

Die restliche Woche verlief bis Donnerstag vollkommen normal und ohne größere Vorkommnisse. Am Donnerstag Vormittag jedoch, saß ich im Büro und fühlte mich nicht besonders gut. Nachdem ich den Vorabend schnupfen hatte und am morgen mit starken Halsschmerzen aufgewacht bin, entwickelten sich zudem unangenehme Kopfschmerzen. Die Vermutung, dass ich Malaria haben könnte lag nahe. Ich erklärte also unserem stellvertrendem Chef, dass es mir nicht gut ginge und fragte, wo ich am besten hingehen könnte, um einen Malaria-Test machen zu lassen. Er verschwand kurz im Nachbarbüro und kehrte mit unserem Kollegen Chaz, der uns schon nach Mbeya begleitet hatte, wieder zurück. Chaz sollte mir zeigen, wo ich den Test machen lassen kann und mich sprachlich unterstützen. Anna begleitete mich ebenfalls.

Nach 10-15 min Fußweg kamen wir an. Die 'Krankenstation/Praxis' entpuppte sich als kleines recht ungepflegtes Haus. Auf der Veranda am Eingang saßen 2 Menschen. Wir traten hinein. Obwohl ich mich schon vor einer Weile darauf eingestellt habe, dass ich in Krankenhäusern und bei Ärzten mit sehr schlechten Bedingungen rechnen muss, und dass die Wartezeiten teilweise sehr lang seien, musste ich doch erst mal schlucken. Im Wartebereich standen einige Stühle und ein paar der hier üblichen Holzsofas auf denen marode Kissen lagen. Eine unbesetzte Holztheke bildete den Empfangsbereich. Rechts daneben war Kioskartig - die hier übliche Verkaufs- und Ausgabeform - ein kleiner Raum zur Medikamentenausgabe eingerichtet worden. Chaz meldete mich dort für einen Malaria-Test an. Der Warteraum war menschenleer, so dass ich hoffen konnte schnell dran zu kommen. Wir wurden auch direkt weiter in Richtung Behandlungsraum geschickt.
Die Bedingungen, die in dieser 'Praxis/Krankenstation' herrschten, lassen sich in schriftlicher Form nur sehr schlecht beschreiben. Ich war sprachlos.
In dem unbeaufsichtigten Behandlungsraum nahmen wir auf einer kleinen, klapprigen Holzbank platz. Vor uns ein kleines Tischchen, auf welchem eine kleine Schüssel mit Wattebäuschchen und Picksern lag. Wasser bezog man aus der üblichen Wassertonne - das an der Wand angebrachte Waschbecken fiel schon halb ab. In den Ecken fand man Massen an Spinnenweben, schnell entflammbare (laut Ettiketierung) Flüßigkeiten waren für jeden frei zugänglich auf einem schiefen Regal untergebracht. Am Ende des Raumes stand ein Mikroskop. Auf einer Ablage ein kleines Regal/Gerüst mit kleinen Glasplättchen. Es scheint, als sei die gängigste Untersuchung dort der Malaria-Test. Nach 5 min erschien die gleiche Dame, die mich aufgenommen hat und bat um einen meiner Finger, pickste mich mit einem der steril verpackten Picksern in den Fingern und presste einen Tropfen Blut aus meinem Finger, den sie auf ein Glasplättchen schmierte. Das Plättchen landete zusammen mit meiner Patientenkarte - auf welcher mein Name "Izabera" geschrieben wurde - auf eine Ablage und ich wurde mit einem Wattebäuschchen wieder in Richtung Warteraum geschickt.

Nach ca. 20 Minuten erschien jemand mit meinem Zettel in der Hand und sagte mir - Chaz übersetzte immer - ich müsse noch den Arzt sehen. Da neben meinem Bluttest-Anmeldung etwas geschrieben stand und ich mit dem Arzt sprechen musste ahnte ich es schon. Der Arzt, der direkt englisch mit mir gesprochen hat, fragte mich über meine Beschwerden aus, hat Fieber gemessen und teilte mir schließlich mit, dass ich Malaria habe. Als er mit mir die Medikation besprechen wollte, erklärte ich ihm, ich hätte schon Medikamente von zu Hause mitgebracht. Er bat mich, ihm die Namen meiner Medikamente zu geben, genehmigte diese zur Behandlung und schrieb mir zusätzlich noch 2 Antibiotika gegen meine Kopf- und Halsschmerzen auf.
Mit den Antibiotika in der Hand und einem der Risiken, die ich hier in Afrika eingehe, unmittelbar konfrontiert habe ich mich auf den Weg nach Hause gemacht, um direkt mit der Behandlung zu beginnen. Die nächsten dreieinhalb Tage habe ich mit starken Kopfschmerzen und Schwächegefühl in meinem Bett verbracht.
Pole sana - Ausdruck im Kisuaheli, um Mitleid zu bekunden - ist was ich in der Zeit von allen Seiten zu hören bekommen habe.

Über die familiäre Invasion war ich dementsprechend weniger glücklich, weil es um so schwieriger wurde Ruhe zu finden. Man kümmerte sich jedoch rührend um mich. Suzie, die ausgebildete Krankenschwester ist, und ihre Mutter sind in regelmäßigen Abständen zu mir gekommen, um zu fragen wie es mir geht oder um mir etwas zu essen zu bringen! Auch Anna hat sich sehr lieb um mich gekümmert!

Während dieser dreieinhalb Tage habe ich etwas ganz beeindruckendes erlebt, was mir zeigt, wie willkommen ich hier bin und dass ich allen Grund habe mich hier wohl zu fühlen: Nach und nach haben mich alle meine Kollegen besucht, und auch mein Chef hat mich aus Dar es Salaam angerufen, um sich nach mir zu erkundigen.

Obgleich meine Malaria-Infektion sehr milde verlaufen ist und man sich bestens um mich gekümmert hat, kann ich nur hoffen, dass dies der einzige Fall bleibt, dass mich eines der möglichen Risiken unmittelbar betrifft!

Donnerstag, 17. September 2009

Kyela - Unser Haus



Grundriss des Hauses

Während des Vorbereitungsseminar, welches wir Anfang August in Glücksburg an der Ostsee hatten, wurde Anna und mir mitgeteilt, wie unsere Wohnsitutation in Tansania sein wird. Dies war bis zu dem Zeitpunkt unbekannt.

Wir rechneten damit, für 1 Jahr in einer Familie zu leben. Tanja N. teilte uns jedoch mit, dass man für uns ein leer stehendes Haus gemietet hätte, in welchem wir das Jahr über wohnen würden. Das Haus wäre unmöbliert und man würde versuchen für unsere Ankunft 2 Betten und zumindest einen Tisch besorgt zu haben, damit wir die ersten Nächte nicht in einem vollkommen leeren Haus leben müssten.

Nun hat unser Chef Simon dieses Problem anders gelöst, indem die Möbel erst angeschafft wurden, als wir angekommen waren, um sie gemeinsam mit ihm auszusuchen, und uns deswegen bei sich untergebracht. Natürlich sehr neugierig darüber wie wir wohnen würden, haben wir unseren Chef gefragt. Dieser sagte uns dann, dass die Menschen, die bisher in dem Haus lebten erst noch ausziehen müssten, bevor wir einziehen könnten. Der Auszugstermin wurde täglich verschoben, bis wir uns am Mittwoch (02.09.09) abend endlich anschauen konnten, wo wir wohnen würden! Zusammen mit einem Lieferanten, der unsere Betten und Möbel in das Haus gebracht hat, sind wir die 30 min Fußweg zu unserem Haus gegangen.

Da in den vergangenen Jahren einige Freiwillige teilweise in Häusern ohne fließend Wasser und Strom gelebt haben, bin ich die erste Besichtigung meiner zukünftigen Wohnstätte in Tansania mit entsprechender Erwartungshaltung angegangen.

Als wir vor dem Haus standen, waren wir nahezu entsetzt: Als erstes berüßte uns eine riesige Satelliten-Schüssel, die vor dem freistehendem Haus im 'Vorgarten' befestigt wurde. Um das Haus herum brachliegendes Land, voller Müll, Gestein und Schrott. Die Eingangstreppe des Hauses war mit aufwendigen Fliesen besetzt, die im Flur von rostbraunen hochglanz Fliesen abgelöst wurde. Der erste Raum, direkt rechts vom Flur, war voll mit Säcken unbekannten Inhaltes, auf dem Holzlatten und ein auseinander gebautes Bett lag. Der nächste 'Raum' war mit einem Kühlschrank, Eßtisch mit 4 Stühlen und einer Geschirr-Komode voll ausgestattet. Von diesem Eßzimmer durch einen offenen Durchgang zwei Stufen hinunter gehend kommt man in das sehr lang gezogene Wohnzimmer, welches mit Sofa-Sitzmöglichkeiten für 16 Leute, 2 Couch-Tischen, 1 Geschirr-Komode, 1 weiteren Kühlschrank, 2 leeren Regalen, 1 Fernseher und 1 Video-Recorder quasi überfüllt war. Der Eingangsflur ist auf der Hälfte mit einem weiteren Flur verbunden, von welchem wiederum 4 Zimmer abgehen, sowie am Ende links eine verwinkelte Ecke in welcher sich 2 Toilettenräume und ein kleiner Abstellbereich befinden.
Das erste Zimmer links war mit einem Tisch, einigen Hockern und allem nötigen Küchenmaterial im tansanischen Sinne voll ausgestattet. Das hier gegenüberliegende Zimmer schien voll mit Kisten, Koffern und Matratzen als Rümpelkammer genutzt zu werden. Die verbleibenden beiden Zimmer waren teilweise leer - man sah, dass diese noch komplett leer geräumt werden sollten, wie es uns schließlich auch gesagt wurde. Von dem wesentlich größeren Zimmer der beiden ging noch eine dritte Toilette (eine westliche Toilette!!!) ab. Ein Badezimmer und Waschbecken suchte man vergeblich.
Das Haus ist mit Elekrizität ausgestattet, Wasser bekommen wir aus dem Brunnen vor dem Haus.

Mit all diesen Eindrücken sind wir zurück zu dem Haus unseres Chefs gebracht worden, wo wir diese erst mal sacken lassen mussten.
Die allerdings größte Frage, die sich mir stellte: Warum stehen in einem eigentlich leer-stehenden Haus so viele Möbel? Wo kommen die her? Wie sollen die über Nacht bis 14 Uhr am nächsten Tag leer geräumt, auseinander gebaut und aus dem Haus geschaffen werden?

Als wir am nächsten Tag um 14 Uhr das Haus mit dem Tischler, der die Betten zusammen bauen sollte, erreichten, waren die leer geräumten Regale links und rechts des Fernsehers im Wohnzimmer wieder voll. In dem Eßzimmer stand auf der Kommode ein weiterer Fernseher - das Haus wurde voller und nicht leerer.
Die beiden Zimmer, die wir beziehen sollten, waren jedoch komplett leer. Die Küche nicht. Uns stellte sich als erstes die Frage: Wohin mit unseren Küchensachen?
Zunächst galt es aber zu bestimmen wie die Betten in den Zimmern aufgebaut werden sollten.

Während die Betten zusammen gebaut wurden, stellte uns Simon Mama Jimmy vor.
Mama Jimmy ist die Besitzerin des Hauses - ihr Eheman Mzee Jimmy kam später noch dazu - ist 60 Jahre alt und vor kurzem in Ruhestand getretene ausgebildete Lehrerin, die schließlich für das Bildungsministerium arbeitete. Sie hatte sich auf Bitten unseres Chefs auch darum gekümmert eine "Haushälterin" für uns zu finden, die uns ebenfalls vorgestellt wurde.

- Es ist allgemein üblich und wird auch erwartet, dass weiße eine Haushälterin haben. Da der Herd mit Holz bzw. Kohle befeuert wird, die Wäsche von Hand gewaschen und das Wasser aus dem Brunnen geholt werden muss ist es schwierig bei einem 8-Stunden-Arbeitstag und Sonnenuntergang um 18 Uhr all diese Arbeiten selbst zu erledigen. -

Nachdem unsere Betten aufgebaut wurden und jeweils ein Sofa aus dem Wohnzimmer in unsere Zimmer getragen wurden, gingen wir zurück zu unserer bisherigen Unterkunft, um unsere Taschen und Koffer zu packen. Da alle Räume, bis auf die unseren noch voll eingerichtet waren, mussten wir unseren großen Tisch und sämtliche Haushaltsgegenstände in unseren Zimmern unterbringen.

Abends haben Anna und ich als erstes recht euphorisch unsere Koffer auf den Sofas und unserem großen Tisch ausgebreitet. In meinem Zimmer, das größere, was Anna mir überlassen hat, ist noch eine kleine Kommode mit Spiegel und Schubladen gelassen worden, die wir benutzen dürfen. Hier konnten wir wenigstens die meisten kleinen Gegenstände und eine abschließbare Wertsachen-Schublade einrichten. Es war uns ganz egal, dass wir noch keine Regale hatten. Wir waren ENDLICH angekommen, das Leben aus dem Koffer hatte ein Ende. Das nun herrschende Chaos war uns für den Moment gleichgültig. Es zählte nur das Gefühl endlich vollends angekommen zu sein!

Mittwoch, 16. September 2009

Kyela - Die erste Woche

Um 8 Uhr morgens haben wir gemeinsam mit Simon gefrühstückt und sind anschließend zusammen mit einem Kollegen, der ebenfalls auf diesem eingezäunten Gelände wohnt, auf Motorrädern ins Büro gefahren. Dieses wurde uns kurz gezeigt, bevor wir uns mit Simon darum gekümmert haben uns eine Wohnungseinrichtung anzuschaffen.

Das Büro von Tujijenge Microfinance Ltd (kurz TMF) befindet sich in einem sehr neuen Gebäude - lediglich das Erdgeschoß ist fertig gestellt und bewohnbar, das erste Stockwerk ist noch lange nicht einzugsfertig... Die Räumlichkeiten von TMF erstrecken sich über zwei Räume, die getrennt voneinander von außen zu begehen sind. Das größere Büro der beiden (ca. 4mx6m), in welchem der tägliche Geschäftsbetrieb abgehalten wird, ist durch ungefähr 1m85 hohe, nach oben offene Wände in wiederum 6 Bereiche unterteilt. Zwei kleine Boxen wurden als Kassenhäuschen eingerichtet, dahinter in der rechten Ecke des Raumes befindet sich eine leere Abstellkammer, der danebenliegende abgetrennte Bereich in der linken Ecke ist bis auf 2 Aktenschränke und 3 vollgestopfte Pappkisten bisher leer - hier soll unser 'Raum' entstehen, wird uns erklärt. Die übrigen beiden Bereiche sind zum einen der freie Eingangsbereich, in welchem sich 2 Sitzbänke befinden und die Öffnungen der Kassenhäuschen, sowie ein letzter abgetrennter Bereich, welches das Büro unseres Chefs darstellt.
Der zweite Büroraum ist ungefähr 3mx4m groß und nicht unterteilt. Hier arbeiten unsere 3 Kollegen.

Nach kurzer Wartezeit und Besichtigung der Geschäftsräume sind wir mit Simon in Richtung Stadt gegangen - ca. 5 min Fußweg.
Hier hat uns Simon zunächst das alte Büro gezeigt, in welchem sich noch ein Paar alte Möbelstücke, sowie die Telefon- und Internetverbindung von TMF befinden. Man wartet hier noch immer auf den Techniker von TTCL (das tansanische Telekomunikationsunternehmen), der die Leitung ins neue Büro verlegen soll... Allgemein ist der Begriff "Warten" hier sehr zentral - dazu später mehr. Als wir das neue Büro gezeigt bekommen haben, haben Anna und ich uns gefragt, wozu man denn ein so neues, schickes Büro benötigte, ob es nicht viel sinnvoller wäre zunächst die mangelnden Arbeitskräfte einzustellen und die Geschäftstätigkeit auszubauen, bevor man in ein solches Büro zieht. Nachdem wir jedoch das alte Büro gesehen haben, wurde uns schlagartig klar, dass der Schritt absolut nötig war. In einem früher sicherlich mal sehr schönen, heute allerdings vollkommen marodem Gebäude wäre das tägliche Arbeiten eher lebensgefährlich, als produktiv. Neben dem Büro wollte uns Simon auch einige gebrauchte Möbelstücke zeigen, leider hat er jedoch den Schlüssel für die Kammer vergessen, in welcher die Möbel stehen, so dass wir später wieder kommen mussten.

In einem der hier vollkommen üblichen Kioskartigen Geschäfte haben wir anschließend für einen Gesamtpreis von ca. 50,- Euro unsere Kücheneinrichtung gekauft:

2 Becher
4 Teller
eine 12er Packung großer Löffel
ein Messerset inkl. Schneidebrett
1 Zuckerdose
4 Teelöfel
6 Gläser
1 Kochtopf-Set (Kochtöpfe sind hier dünne Metallschüsseln, ohne Deckel und Henkel)
1 Wasserkocher
1 Thermoskanne
2 Kochlöffel
2 kleine Plastikeimer
1 größere Plastiktonne

Nach diesem ersten Einkauf sind wir zurück ins Büro gegangen, wo Anna und ich noch mal eine kurze Wartezeit hatten. Anschließend sind wir mit unserem Chef Mittagessen gegangen. Auf dem Weg zum Mittagessen haben wir bei einem Tischler unsere Betten ausgesucht und gekauft. Wir haben 2 sehr schöne komplett handgefertigte 4x6 feet große Holzbetten inkl. Mosquitonetz-Halterung und starrem Lattenrost, beides ebenfalls aus Holz, für je 65.000 Ths gekauft (ca. 37,- Euro). Nach dem Mittagessen sind wir wieder in Richtung Büro gegangen, wo wir auf dem Rückweg bei einem wiederum anderen Tischler den Preis für 1 Tisch und 4 Stühle angefragt haben. Unser Budget im Blick, schlug unser Chef vor, dass wir ein Paar alte aber gut erhaltene Möbelstücke aus dem alten Büro zum "Gebraucht-Preis" kaufen könnten. Wieder im alten Büro, diesmal mit Schlüssel, zeigte uns Simon einen sehr schönen alten Holz-Eßtisch, welchen er uns für 40.000 Ths überlassen hat, sowie einige alte, handgefertigte Kellerregale, welche er uns geschenkt hat. Diese Regale sollten uns von einem Techniker - Fundi auf Kisuaheli - umgebaut werden, so dass wir sie in unsere Zimmer stellen können. Leider haben wir am Mittwoch festgestellt, dass der 'Fundi' die Regal falsch umgebaut hat. Seither warten wir darauf, dass unser Chef den Fundi erreicht und ihn bittet, die Regale erneut umzubauen.

Diese oben kurz beschriebenen Einkaufsprozesse haben wir 3 Tage lang mit den, in meinen Augen, ineffizientesten Wegen vollzogen. Würde ich diese Einkäufe für mich selber erledigen, würde ich die Geschäfte in sinnvoller Reihenfolge aufsuchen und so möglichst wenige Wege doppelt gehen müssen. Hier jedoch erledigt man eine Aufgabe nach der anderen und geht, bevor man sich an die nächste Aufgabe macht, (in unserem Fall) ins Büro. Weshalb man das hier so macht, ist mir noch nicht ganz klar - ich habe jedoch ein Jahr Zeit, um diesem Mysterium auf den Grund zu gehen...

Als wir am Mittwoch morgen ins Büro kamen, fanden wir in dem für uns bereitgestellten Raum zwei kleine Schreibtische und zwei Stühle. Man gab uns nun Zeit, uns unser Büro einzurichten. Da wir uns ungerne wie in der Schule hintereinander setzen wollten, für alles andere aber nicht genügend Platz war, haben wir gefragt, ob die Kisten und Aktenschränke, die sich noch in dem Raum befanden, in die leere Abstellkammer gestellt werden könnten. Unser Chef überlegte kurz und empfand die Idee schnell für gut und wollte "demnächst" zwei Männer holen, die die Schränke in die 2m entfernte Abstellkammer stellen würden. Wir hatten Sorge, dass dies wieder mit einer längeren Wartezeit verbunden ist, so dass wir unserem Chef vorschlugen die Gegenstände selber umzusetzen, wenn man uns erlauben würde die Schränke kurz leer zu räumen und anschließend an neuer Stelle wieder einzuräumen. Leider scheiterte dieser Vorschlag an den fehlenden Schlüsseln (der für die Schlüssel zuständige Mitarbeiter war nicht im Büro), mit welchen man die Schränke erst hätte öffnen müssen, ausserdem schien unser Chef ohnehin nicht sehr überzeugt. Schließlich fing unser Chef an, die vollen Schränke auf dem frisch glänzend gefliesten Boden in Richtung Abstellkammer entlang zu ziehen. Anna und ich sahen schon tiefste Furchen in dem neuen Fliesenboden, so dass Anna Vorschlug eine Decke unter die Schränke zu legen, um diese so leichter und mit weniger Schäden über den Boden zu ziehen. Da weit und breit keine Decke zu finden war, nahmen wir kurzerhand etwas Papier und haben dieses unter den begeisterten Augen unseres Chefs unter die Schränke gelegt und diese nun schnell und schadenfrei in die Abstellkammer gebracht. Unserem Chef war die Begeisterung nicht nur anzusehen, sondern auch anzuhören....
Nach ca. 45min hatten wir unser Büro fertig eingerichtet und an unseren Schreibtischen Platz genommen. Nun hatten wir Zeit uns an unser neues Büro zu gewöhnen. Kurz gesagt: Wir haben 4 h gewartet, bevor es weiter ging... Da wir tatenlos rumsaßen und keinerlei Beschäftigungsmaterial in Form von Büchern o.ä. hatten, haben wir mit Papierschnipseln und einem imaginärem Mühlebrett Mühle gespielt, sowie aus dem Fenster geguckt. Schließlich durften wir in die Stadt gehen, um dort weitere kleinere Besorgungen zu erledigen, sowie zu Mittag zu essen. Wieder zurück im Büro ging die Wartzeit weiter...

Abends folgte die Erlösung: Wir konnten uns ENDLICH unser zukünftiges Wohnhaus angucken. (Näheres hierzu in dem nächsten Blogeintrag)

Am Freitag teilten wir unserem Chef mit, dass wir am nächsten Tag nach Mbeya - nächstgelegenste größere Stadt, Hauptstadt der Region - fahren müssten, da wir Geld abheben müssen. In Kyela gibt es eine Bank, dessen Geldautomat unsere EC- und Kreditkarten nicht akzeptiert. Unser sehr um uns besorgter Chef meinte es sei besser, wenn wir die erste Fahrt nach Mbeya nicht alleine machen würden, da wir uns in der Stadt noch gar nicht auskennen würden und verschwand. Kurze Zeit später kam er mit unserem Kollegen Chaz - wie ich 24 Jahre alt - zurück und sagte, dass Chaz uns begleiten würde, da er bis vor einer Woche selber in Mbeya gewohnt hat und sich daher sehr gut dort auskennt.
Samstag morgen um 7 stiegen wir also in das DalaDala, welches uns 4 Stunden später in Mbeya rausgelassen hat.
Dieses Mal haben wir uns also bei Tageslicht den Teil Tansania's angucken können, in welchem wir nun ein Jahr leben werden.
Die Fahrt führte uns durch wunderschöne Berglandschaften, die in manchen Bereichen von Teeplantagen dominiert sind. Nun also endgültig die Bestätigung: landschaftlich gesehen, läßt es sich hier schon mal sehr gut aushalten!
Abends, auf unserem Rückweg nach Hause dann die zweite Bestätigung dieser Art, die wir zuvor noch gar nicht wahr genommen hatten: Kyela ist fast komplett von Bergen umringt, so dass bei dem richtigen Licht und klarer Luft ein schönes Berg-Panorama vor unseren Augen liegt.

Als wir uns abends bei unserer Hausmutter (siehe bald folgenden Blogeintrag zum Wohnen in Kyela) zur Nacht verabschiedeten, fragte sie uns etwas auf Kisuaheli. Wir dachten, sie würde von uns wissen wollen, wann wir denn am nächsten Tag gedachten aufzustehen. Falsch gedacht. In der dann folgenden englischen Übersetzung wurde klar, sie wollte nicht wissen wann wir aufstehen, sondern wann wir in die Kirche gehen würden. 6.30 Uhr, 8.00 Uhr oder 10.00 Uhr. Gar nicht darauf gefasst, aber durchaus bewusst, dass sich uns keine wirkliche Wahl stellen würde, sagten wir, dass wir um 10.00 Uhr in die Kirche gehen würden.

So klingelte am Sonntag morgen also um halb neun der Wecker, damit Anna und ich noch vor unserem Kirchen-Besuch gut frühstücken könnten, da wir mit einem gut zwei Stunden dauernden Gottesdienst rechneten. In unserer Umgebung kennen wir zwei Kirchen. Wir sind also zur näher liegenden Kirche. Als wir dort ankamen, waren wir nicht wirklich sicher, ob wir denn richtig seien. Mit unserer deutschen Pünktlichkeit um zehn vor zehn vor der Kirche stehend waren wir die einzigen. Schnell wurden wir angesprochen, was wir denn hier wollen würden - zum Gottesdienst gehen, lautete unsere prompte Antwort. Man hieß uns willkommen und wir wurden in die vollkommen leere Kirche begleitet, wo man uns Plätze zuwies. Um zehn Uhr war die Kirche nach wie vor sehr leer. Insgesamt waren 6 Erwachsene und um die 15 Kinder da. Der Gottesdienst wurde selbstverständlich auf Kisuaheli gehalten. Da wir beide natürlich weder Gesangsbuch noch Bibel bei uns hatten und doch sehr auffällig in der Kirche waren, half uns ein Vater zweier Kinder mit seiner Bibel aus und zeigte uns im Laufe des Gottesdienstes immer wieder an welcher Stelle wir uns nun befanden. Nach dem Gottesdienst sind wir zu diesem Herrn gegangen, um uns für seine Hilfe zu bedanken. Prompt lud er uns dazu ein noch mit zu seiner Familie zu kommen, wenn wir denn Zeit hätten. Da es hier vollkommen üblich ist, von Fremden nach Hause eingeladen zu werden, willigten wir ein und befanden uns kurze Zeit später auf dem Weg zu seinem Haus. Nachdem wir uns langsam - seine Kinder sind noch sehr jung und entsprechend langsam zu Fuß - von der Kirche entfernten, hörten wir plötztlich wilde Rufe hinter uns. Der Mann deutete sehr schnell an, dass diese Rufe Anna und mir gelten würden, und wir zurück zur Kirche gehen müssten. Wieder vor der Kirche, standen wir in einem Kreis zusammen mit dem Herrn, der uns die Plätze in der Kirche zuwies, einer Frau, sowie unserem Gastgeber.
Zunächst unterhielten sich alle recht wild auf Kisuaheli, so dass wir plötztlich den Eindruck bekamen, irgendetwas falsch gemacht zu haben. Wir fragten also nach. Nein, man versicherte uns, wir hätten nichts falsch gemacht. Wurden dann allerdings sehr schnell gefragt, welcher Glaubenszugehörigkeit wir denn seien. Beide katholisch lautete unsere schnelle Antwort. Wieder Gespräche auf Kisuaheli.
Nun folgte der Haken. Uns wurde gesagt, wir seien in einer 'Anglican Church' gewesen, die Gebete seien aber die gleichen. Man teilte uns mit, dass wir doch jederzeit willkommen wären unseren Glauben gemeinsam mit der Gemeinde in dieser Kirche zu teilen, müssten uns jedoch zunächst noch registrieren. REGISTRIEREN?! Das gefiel mir nicht recht, so dass ich schnell mit Anna eine Möglichkeit besprochen habe, uns höflich von dieser Möglichkeit zu distanzieren. Wir drückten also zunächst unsere Dankbarkeit dafür aus, dass man uns so herzlich in der Gemeinde aufnehmen wollen würde. Und erklärten ferner, dass wir es vorziehen würden, mit einer Registrierung zu warten bis wir sicherer mit Sprache und Kultur fühlen würden, da wir ja noch sehr neu in der Kultur und dem Ort wären und die Sprache noch nicht beherrschen würden. Glücklicherweise wurde unser Wunsch sofort akzeptiert und wir nach höflicher Verabschiedung in unseren Sonntag entlassen.

Kurze Zeit später befanden wir uns alleine in dem Wohnzimmer jenes Herren. Es stellte sich heraus, dass er selber nur für 2 Wochen zu einem Besuch bei seiner Schwester im Ort wäre. Der Herr - Emanuele - fragte uns, was wir denn für eine Soda trinken möchten. Um keine Umstände zu bereiten, sagten wir, dass wir nehmen würden, was er denn da hätte. Pepsi und Miranda Erdbeer schlug er vor. Wir stimmten zu und rechneten nicht mit dem dann folgenden:
Emanuele verschwand hinter einem Vorhang in Richtung Hinterausgang des Hauses und wie wir dann durchs Fenster zur Straße sehen konnten auch auf seinem Fahrrad in Richtung Stadt. Anna und ich guckten uns mit weit aufgerissenem Mund an: Er fährt jetzt extra los, um für uns eine Soda zu kaufen. 10 min später stand Emanuele mit einer Pepsi und einer Miranda sowie 2 Mandazi (die hier auch als Häppchen für Zwischendurch gegessen werden) durchgeschwitzt im Wohnzimmer. Ich habe es zunächst als sehr unangenehm empfunden, dass er extra für uns losgefahren ist, mir aber immer wieder vor Augen geführt, dass das in der hiesigen Kultur vollkommen üblich ist. Mein Gewissen wurde des weiteren etwas erleichtert, als uns Emanuele mitteilte, dass seine Schwester am Rand zum Ortskern einen kleinen Shop hat, in welchem sie Pepsi-Getränke sowie Mandazi u.ä. verkauft.
Nach einer Weile fragte uns Emanuele, ob er ein Photo von uns und seinen beiden Kindern machen könnte - ein Photo mit einem weißen scheint hier eine Art Trophäe zu sein. Wir willigten selbstverständlich ein und er verschwand kurz, um seine Kamera zu holen. Es folgten 10 sehr skurile Minuten.
Anna und ich haben uns nebeneinander gesetzt, damit er uns auf ein Photo bekommt, sowie die beiden Kinder auf den Schoß genommen. Als er zurück kam, hatte er nicht einen Photoapparat in der Hand, nein, es war eine Videokamera, die er sorgfälltig auf dem Tisch justiert hat und uns dann ca. 10 min lang gefilmt hat - sehr seltsam. Nachdem wir ca. zwei Stunden dort waren haben wir uns dann höflich von ihm verabschiedet.

Den restlichen Sonntag habe ich damit verbracht meine Eindrücke der vergangen Tage und Wochen niederzuschrieben und die Ruhe im Haus zu geniessen, da Mama Jimmy nicht da war, der Fernseher/Musikanlage also aus.

Dienstag, 15. September 2009

Kyela - Die Ankunft

Wir fuhren mitsamt unseres Gepäcks mit einem Taxi, bei welchem man den Eindruck hatte man müsste mit den Händen versuchen die einzelnen Teile zusammen zu halten, zu dem Haus unseres Chefs. Hier kam sofort seine Familie aus dem Haus und half uns unser Gepäck reinzubringen. Simon - unser Chef - hat 4 Kinder, alles Mädchen, wovon die beiden jüngsten bei ihm wohnen. Die älteste geht zur Uni, die Zweite ist auf der High School, die dritte ist in der Sekundarstufe (Eva, 13 Jahre alt) und die jüngste Tochter ist im Kindergarten (Gloria, 3 Jahre alt). Wir wurden zunächst provisorisch in einem leer stehenden Nachbarhaus auf dem eingezäunten Gelände untergebracht. Bis wir das für uns gemietete leerstehende Haus beziehen konnten - es mussten nämlich noch entsprechend Möbel besorgt werden.

Nach unserer Ankunft wurde uns kurz Zeit gegeben uns frisch zu machen, während für uns und unseren Chef ein kleines Abendessen vorbereietet wurde. Unendlich müde fielen wir anschließend in unsere Betten und freuten uns auf unseren ersten Tag in Kyela.

Sonntag, 13. September 2009

Kyela - Die Anfahrt

Das absolute Verkehrschaos, welches uns zu dieser frühen Stunde auf Dar es Salaams Straßen erwartete, war atemberaubend. Für eine Strecke von ca. 5 min Fahrt haben wir geschlagene 25 min gebraucht. Die zwei Straßen, die wir fahren mussten, waren KOMPLETT verstopft. Es war absolut beeindruckend zu sehen, was sich zu so früher Stunde auf den Straßen Dar es Salaams abspielt. Überall Autos, Busse und LKWs mit dem gleichen Ziel - Ubungo. Sie fuhren ausschließlich durch sich selbst reguliert - also gar nicht - drauf los, immer wieder heftiges Gas geben für eine Strecke von einem vielleicht zwei Metern, damit der Platz nicht von einem anderen Auto weg geschnappt wird, gefolgt von einer Vollbremsung, um nicht mit dem Vordermann zu kollidieren.
Auch das Chaos auf dem imens großen "Busbahnhof" war unglaublich. Überall irrten Menschen mit Gepäckstücken in den Händen oder auf den Köpfen zwischen den quer durcheinander fahrenden Autos und Taxis umher. Ein Meer an parkenden Bussen verstopfte den "Busbahnhof" bis zum Überfluss. Wo man noch ein kleines Plätzchen hätte erhoffen können, wurden Verkaufsstände mit Getränken und Snacks aufgestellt. Für uns glich dieses Bild dem puren Chaos, für den Tansanier schien dies ein ganz normales Bild - unser Taxifahrer manövrierte uns mit reiner Selbstverständlichkeit durch dieses Durcheinander, unser Chef saß mit beeindruckender Gelassenheit auf dem Beifahrersitz, gerade so über den sich auf seinem Schoß befindlichen Koffer und seine Aktentasche blickend.

Nachdem wir in diesem Durcheinander unseren sehr bunten Bus gefunden haben, luden wir unser Gepäck ein und sind in den Bus gestiegen. Uns entgegnete heftiger Kitsch in Form von sehr bunt gemusterten Sitzbezügen und Bodenteppichen, sowie Rüschen-Satin-Gardinen, soweit das Auge reichte. In diesem Bus gab es zwei Sitzreihen. Auf der rechten Seite (hinter dem Fahrer) befand sich eine dreier Reihe und auf der linken eine zweier Reihe. Die Sitze waren sehr schmal und wurden im Laufe der Fahrt an den verschiedenen Haltestellen versucht so gut es geht auszunutzen. Am Rücken des Fahrers befand sich an eine Wand montiert ein riesiger Sony Flachbildschirm, auf welchem während der gesamten Fahrt ein Entertainment Programm ausgestrahlt wurde.

Anna und ich hatten das Glück (in mancher Hinsicht auch Pech) in der ersten Sitzreihe links Platz nehmen zu dürfen. Wir hatten entsprechend angenehme Beinfreiheit, konnten jedoch auch die waghalsigen Fahrmanöver des Busfahrers live miterleben: Auf Tansania's Straßen wird ganz in Formel-1 Manier die optimale Straßenlage ausgefahren. Durchfährt man eine Kurve, so wird diese sehr strikt auf der Innenseite der Kurve genommen, ganz gleich, ob man den Gegenverkehr gut beobachten kann oder nicht.... Auch während eines Überholvorgangs kann es durchaus mal sein, dass ein entgegenkommendes Fahrzeug etwas stärker abbremsen oder gar ausweichen muss! Die gesamte Fahrt wird so viel wie möglich unter Vollgas gemacht, stellt sich einem jemand oder etwas in den Weg, wird lediglich wie wild auf der Hupe rum gedrückt, vom Gas geht man hier nur im allergrößten Notfall, so zumindest vermittelt es die Fahrweise.

Die erste knappe Stunde unserer Fahrt haben bis auf ein paar Ausnahmen in stehendem Zustand verbracht - so lange nämlich dauerte es den Bus aus dem Gelände des Busbahnhofs Ubungo raus zu manövrieren.... Kaum auf der Straße wurde das Entertainment Programm zunächst in Form von Michael Jackson Musikvideos gestartet. Auf potentielle zukünftige Gehörschäden wird keine Rücksicht genommen, die Lautstärke des Fernsehers wurde nahezu an sein Maximum getrieben - allgemein scheint es in Tansania der Fall zu sein, Musik- und Fernsehapparate lieber etwas zu laut, als zu leise einzustellen.

Dank unserer Sitzplätze hatten Anna und ich durch die Front- und Seitenscheiben gute Sicht auf die Landschaft.
Blickte man aus den Fenstern, hat man in Dar es Salaam und kurz dahinter entlang der Straßen das dort herrschende Elend - so zumindest von meinen Augen aus empfunden - sehr stark sehen können. Dies im Kontrast zu den Michael Jackson Videos die uns in unerträglicher Lautstärke beschallten war unfassbar.
Überall türmte sich der Müll, da es in Tansania scheinbar keine Müllabfuhr gibt, auch Mülleimer als solche werden nicht genutzt. Der Müll wird auf die Straße oder in den Vorgarten geworfen und angezündet, sobald es 'zu viel' wird. Menschen leben neben der Straße zwischen dem Müll in kaum intakten Lehmhütten unter den einfachsten Verhältnissen.
Immer wieder entlang der gesamten Strecke fand man einzelne oder kleine Lehmhüttensiedlungen ganz nah an der Straße, im Hintergrund dazu wunderschönes Afrika-Panorama: Ananasplantagen, weitläufiges und karges Gelände, Berge, roter Sand.

Nach fast 16h ruckeliger Fahrt mit nur 3 kurzen(!!!) Pausen (an den Haltestellen, gab es keine Gelegenheit für uns, kurz aus dem Bus zu steigen, viel zu schnell wurden die Fahrgäste aus dem Bus gelassen und neue wieder rein) war es soweit:

Herzlich Willkommen in Kyela!

Samstag, 12. September 2009

Dar es Salaam - Einführungsseminar

11 Tage lang haben wir unter der Leitung von Tanja N. - Geschäftsführerin der DTP - mittels verschiedener Programmpunkte eine Einführungszeit in Dar es Salaam, und somit Tansania gehabt. Allgemein hatten wir vormittags Kisuaheli Sprachunterricht bei Mohammed und nachmittags hat Tanja N. dann verschiedene Programmpunkte mit uns gemacht.

Am ersten Nachmittag sind wir in eine Mall gefahren, in welcher sich Geldautomaten befinden und wir Autan u.a. kaufen konnten. Am nächsten Tag hat Matthew - Geschäftsführer von TASEA - uns eine Einführung zu TASEA gegeben, sowie uns die Möglichkeit gegeben einige Fragen zu stellen. Den darauf folgenden Tag haben uns den gesamten Tag 3 Mitarbeiter einer holländischen Organisation für erneuerbare Energien - Rural Energy Foundation - besucht, die uns eine weitere Einführung zu Solarenergie, sowie zu deren Arbeit in Tansania gegeben haben. Am Sonntag Nachmittag sind wir im "Village Museum" gewesen, in welchem auf einem eingezäunten Gelände die ehemaligen Hütten verschiedener Stämme nachgebaut wurden und die verschieden Lebensweisen der Stämme näher gebracht wurden. Nach weiterem Kisuaheli-Unterricht haben wir am nächsten Nachmittag einen Austausch zu unseren Gedanken in schriftlicher Form geführt. Diese Texte wird Tanja N. uns zum Zwischenseminar, welches im Januar in Bagamoyo - zu der Stadt mehr nach dem Zwischenseminar - stattfinden wird, wieder bringen. Ich bin jetzt schon gespannt, wie ich in ein paar Monaten über meine vor kurzem geführten Gedanken denken werde...

Mit großer Freude sind wir am Dienstag Vormittag aufgebrochen, um unseren freien Tag gemeinsam mit Tanja N. an einem Strand zu verbringen. Nach 2 Stunden Fahrt mit verschiedenen DalaDala's, einer Fähre und einigen Fußwegen, sind wir schließlich an einem traumhaften Strand - der schnellst erreichbare von unserer Unterkunft aus... - angekommen. Hier haben wir bei zunächst bewölktem Himmel und Ebbe einen schönen Tag verbracht. Unser erster Versuch im indischen Ozean baden zu gehen scheiterte daran, dass aufgrund der Ebbe viele Seeigel auf dem Weg zum Wasser zu durchqueren waren und der feine Strand recht schnell zu einer unangenehmen, spitzen Steindecke wurde. Dies in Kombination mit einem Seeigel-Slalom war uns doch etwas zu viel, so dass wir wieder in Richtung Strand umgedreht sind, kaum dass wir das Wasser erreicht hatten. Nach einigen Stunden des Wartens, während welchen ich mir einen kräftigen Sonnenbrand geholt habe, setzte schließlich jedoch die Flut ein und brachte das Wasser schnell näher. So konnten wir problemlos bei sehr angenehmen Temperaturen unseren ersten Badegang im indischen Ozean antreten. Gekrönt wurde dieser schöne Tag durch meine erste frische "Jung-Kokosnus" - Dhafu auf Kisuaheli. Diese sind aufgrund des Reifeprozesses auf der langen Reise, in Europa nicht erhältlich.

Mit neuem Schwung sind wir dann mit einem Treffen mit dem Chef der Firma Redcott - Unternehmen für erneuerbare Energien (besonders Windenergie) in Dar es Salaam, Einsatzstelle von Constantin - in die verbleibenden Tage des Seminars gestartet. Den restlichen Tag haben wir Kisuaheli gelernt. Sehr früh morgens sind wir am Donnerstag in Richtung deutscher Botschaft aufgebrochen, bei welcher wir einen Termin hatten. Hier wurden wir für ca. 1 Stunde empfangen und wurden von 2 Mitarbeiterinnen über die Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands in Tansania unterrichtet. Anschließend wurden wir von der Rural Energy Agency Tansania's zu einem Vortrag über deren Arbeit eingeladen.

Unseren vorletzten richtigen Seminartag haben wir mit einer Stadtrallye durch Teile Dar es Salaams verbracht, auf welcher wir einige Aufgaben zu erledigen hatten. Wir mussten u.a. einen Kangaspruch (Erklärung siehe unten) aufschreiben und übersetzen, herausfinden von wo, zu welcher Uhrzeit und zu welchen Kosten die Fähre nach Zanzibar den Hafen Dar es Salaam verlässt und eine Maracuja - Pasheni auf Kisuaheli - kaufen. So wurde uns eine schöne Gelegenheit gegeben die Stadt in kleineren Gruppen auf eigene Faust zu erkunden. Die von uns gekauften Pasheni wurden noch am gleichen Abend verzehrt: unbeschreiblich lecker, wie alle Früchte hier in Tansania!

Am Samstag haben wir dann nach weiterer Kisuaheli Lernzeit unsere Bustickets in "Ubungo" gekauft. Dieser Ort war besonders beeindruckend, da dies der zentrale Start- und Zielort aller Busgesellschaften Tansania's ist. Über 40 verschiedene Verkaufsboxen wurden von den verschiedenen Verkäufern lautstark angepriesen. Wir sind in unserer großen Gruppe natürlich sehr auffällig und für die Verkäufer dementsprechend sehr attraktiv gewesen, so dass sich um uns herum eine Traube von Verkäufern bildete, die uns in ihre Verkaufsboxen bringen wollten, kaum dass wir das Gelände betretet haben. Da es auch durchaus sein kann, dass man mal ein ungültiges Ticket kauft, einer unsicheren Busgesellschaft zum Opfer fällt oder auch übertrieben teuere Preise zahlen muss, hat sich Tanja N. vorab für uns erkundigt, welche Busgesellschaften für welche Strecken die zuverlässigsten sind. Dementsprechend haben wir unsere Tickets gekauft.

Nun wurde es ernst: Anna - verbringt mit mir zusammen das Freiwilligenjahr bei Tujijenge Microfinance Ltd in Kyela - und ich hielten kurze Zeit später unsere Tickets nach Kyela in der Hand. Angekündigte 12 Stunden Busfahrt über 1000km für umgerechnet ca. 13 Euro.
Witzigerweise stellte sich schnell heraus, dass Robert und Philipp - Mitfreiwillige der DTP, die in Mafinga bei einer Berufsschule eingesetzt werden - den gleichen Bus mit uns fahren würden, jedoch ein Paar Stunden vor Kyela in Mafinga aussteigen müssten.

Sonntag, den für uns letzten gemeinsamen Tag in Dar es Salaam, haben wir damit verbracht zunächst noch ein mal etwas Kisuaheli zu lernen, bevor wir uns mit unseren Einsatzstellenleitern getroffen haben, die die letzten Tage gemeinsam auf einem Seminar in Bagamoyo verbracht haben. Hier nun das erste Zusammentreffen mit unserem Chef - Simon Mkanya, Zweigstellenleiter von Tujijenge Microfinance Ltd. in Kyela. In einem ca. einstündigen Gespräch haben wir uns vorsichtig kennen lernen können und einige brennende Fragen klären können. Den Rest des Tages haben wir damit verbacht unsere Koffer zu packen und die vorerst letzten gemeinsamen Stunden als Gruppe verbringen zu können. Da unser Bus - für Anna, Robert, Philipp und mich - um 6 Uhr morgens Abfuhr und wir eine Check-In Zeit von 5.30 Uhr berückstichten mussten, hat uns unser Chef um 5.20 Uhr mit einem Taxi abgeholt, um unsere gemeinsame Reise nach Kyela anzutreten.

Nähere Erklärungen:

- Kanga's sind recht große bunt gemusterte Stoffe. Diese werden immer im Doppelpack verkauft. Eines wird um die Hüfte gewickelt, das andere um den Oberkörper und bilden so die traditionelle Bekleidung der Frauen. Inzwischen wurde diese traditionelle Bekleidung etwas abgewandelt. Viele Frauen tragen ein T-Shirt oder ähnliches und dazu einen Kanga um die Hüfte gebunden. Den anderen nehmen sie über die Schulter gelegt mit, um sich abends vor Mücken schützen zu können. Andere Frauen, die es noch einigermaßen traditionel halten, lassen sich Oberteile aus traditionellen Stoffen schneidern und kombinieren diese mit einem Kanga. Auf diesen Kanga's sind immer Sprüche und Weisheiten auf Kisuaheli gedruckt. Es gibt sie in den wildesten Variationen, so weit gehend, dass sogar welche mit dem Portrait Obama's bedruckt wurden...

Beispiele für Kangasprüche:

Zawadi ni tunda la moyo. Ein Geschenk ist die Frucht des Herzens.

Hapana marefu yasio na mwisho. There is no distance that has no end.

Dunia duara The Earth is round

Penzi la mama tamu, haliishi hamu Mother's love is so sweet that you never have enough of it

Freitag, 11. September 2009

Dar es Salaam - Die Stadt

Dar es Salaam - 'Haus des Friedens', Übersetzung aus dem Arabischen - ist mit ca. 2,8 Millionen Einwohnern eine der größten Städte Ostafrikas. Ihren Namen bekam sie 1866 von Sultan Seyyid Majid, vormals Herrscher von Zanzibar. Zu Zeiten Deutsch-Ost-Afrikas und auch später unter britischer Führung, wurde diese Stadt zur größten Handelsmetropole der Region, so dass sie für Deutsch-Ost-Afrika die Hauptstadt darstellte und auch als Hauptstadt Tanganyika's unter britischer Führung beibehalten wurde. Im Jahr 1964 schloßen sich Tanganyika und Zanzibar zu Tanzania zusammen, nach wie vor blieb Dar es Salaam die Hauptstadt des Landes. Diesen Titel verlor sie jedoch 1974 an Dodoma. Seither stellt Dar es Salaam eine Art 'inoffizielle Hauptstadt' dar. Sie ist Dreh- und Angelpunkt des Geschehens, früher wie heute. Hier befindet sich ein großer Umschlaghafen für die gesamte Region, Botschaften haben sich hier nieder gelassen, sogar die Regierungsaktivitäten werden weiterhin zu großen Teilen hier abgehalten.

Ich habe Dar es Salaam als eine große, dreckige und verstopfte Stadt kennen gelernt.
Die Distanzen, die wir teilweise zurücklegen mussten, haben mir die flächenmäßige Größe der Stadt gezeigt. Allein die Fahrt von der Uni zum Knotenpunkt und Zentrum der Stadt - Posta - dauerte gut eine Stunde, vorausgesetzt man bekam schnell seinen Anschluss Dala und ist nicht in einen Stau geraten. Zu Hauptverkehrszeiten - morgens früh ab 5.00 Uhr, sowie abends ab 16.00 Uhr/17.00 Uhr - war es durchaus möglich, dass die Fahrzeiten auf 2 Stunden oder mehr anstiegen... Nicht nur wegen der unglaublich langen Fahrzeiten, sondern auch wegen der Fülle - an Menschen UND Mücken - der DalaDala's, ist es besser diese Zeiten zu meiden!

Aufgrund des massiven Mangels an öffentlichen Mülleimern, ja Mülleimern im Allgemeinen, wird der Müll einfach zur Seite geschmissen - egal wo man sich befindet. Hat man seine Wasserflasche ausgetrunken und sitzt im DalaDala, so wird lediglich das Fenster aufgeschoben und die Flasche hinaus geworfen. Auf öffentlicher Straße geschieht das gleiche.
Man braucht keine besonders ausgeprägte Fantasie zu haben, um sich vorzustellen, welche Müllmassen sich also in der Stadt befinden. Berge sind es nicht, denn Autos und Menschen, fahren und laufen über den Müll und 'walzen' ihn platt. Auch die, an der einen oder anderen Ecke dominant herschende Geruchskulisse läßt auf eine eher unreine Stadt schließen. Fährt man mit dem DalaDala an besonders warmen Tagen an einem niedrig liegenden Fluss vorbei, so kann man nur hoffen, dass die Fenster gut verschlossen sind - leider ist dies aufgrund der dann unerträglich herrschenden Hitze nie der Fall (so zumindest meine Erfahrung)....

Dar es Salaam hat sich mir aus einem Grund als eine verstopfte Stadt eröffnet: Es scheint nicht viele Straßen für den Hauptverkehr zu geben, entsprechend viel ist auf ihnen los. In den kleinen Straßen - vor allem im Zentrum - gibt es viele parkende Autos und andere fahrende, die einigermaßen rücksichtslos versuchen sich durch das WirrWarr zu mannövrieren. Seit der Stadtrallye kann ich verstehen, weshalb man uns bei der Botschaft gesagt hat: 'Das gefährlichste in Tansania, ist der Verkehr'.
Als wir in unserer Gruppe eine Straße bei grün überqueren wollten, raste ein Auto in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit um die Kurve und an uns vorbei - das war KNAPP!, erklärte uns aber auch, weshalb der Tansanier kurz zuvor gemütlich bei rot über die Straße geschlendert ist....

Insgesamt habe ich Dar es Salaam als eine sehr spannende Stadt empfunden, sie mag nicht die gepflegteste sein, aber sie bietet sehr viel zu entdecken: So haben wir zum Beispiel in einer kleinen Straße einen Gewürzladen gefunden, der eine riesen Masse an Gewürzen zu bieten hatte. Immer wieder findet man ähnliche interessante und spannende Plätze und Geschäfte.

Ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch der Stadt, bei dem ich in Ruhe mehr von ihr erkunden kann, so dass ich nach diesem recht oberflächlichen Bericht ausführlicher zu Dar es Salaam erzählen kann!

Donnerstag, 10. September 2009

TASEA

Hier ein Überblick über die Arbeit von TASEA. (Diese Organisation wurde im Jahr 2001 gegründet. Seither besteht eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen der

DTP und TASEA. TASEA übernimmt die komplette Betreuung der Freiwilligen der DTP vor Ort und stellt zusätzlich auch eine Einsatzstelle dar.)


Tanzania Solar Energy Association - TASEA

--- Lighting the way for Solar Energy ---


Der Tansanische Dachverband für Solarenergie - TASEA - zielt darauf ab, erhöhten Zugang zu (verbesserter) Solarenergie und inzwischen erneuerbaren Energien

im allgemeinen zu unterstützen und verbreiten.

TASEA hat sich als langfristiges Ziel gesetzt, Solarenergie mit und durch ihre Mitglieder zu entwickeln und zu verbreiten. Dieses Ziel versucht man zu erreichen,

indem man relevante Informationen, Wissen, Fähigkeiten und Ressourcen unter Berücksichtigung sozial-wirtschaftlicher Entwicklung, sowie ökologischer Aspekte

koordinativ zur Verfügung stellt.

Ihre derzeitigen Aktivitäten:

- Forschung und Bildung im Bereich Solarenergie

-> Förderung von Forschung und Entwicklung, sowie Bildung im Bereich erneurbarer Energien

- Informations- und Wissensverbreitung
-> zentrale Plattform für die Verbreitung von Wissen und Informationen über Solarenergie darstellen
-> eine Grundlage für fachgerechte Beratung darstellen

- Entwicklung eines Marktes für Solarenergie
-> Für an erneuerbaren Energien und damit verbundenen Geschäftsfeldern interessierte Geschäftsleute in Tanzania eine Marktgrundlage bilden
-> Im Bereich der Solarenergie praktizierende Unternehmen unterstützen, u.a. durch die Herstellung von Kontakten zur verbesserten Geschäftstätigkeit

- Netzwerk darstellen und Verbreitung von Informationen

-> Durch Konferenzen, Workshops, Symposien und Austellungen ein Forum zur der Verbesserung und Verbreitung von Solarenergie gewährleisten
-> Beratungsfunktion für Neueinsteiger übernehmen

- Standards für Solarenergie in Tansania entwickeln
-> Unterstützung leisten, um in den Bereichen Herstellung, Design, Installation, Nutzung und Verbreitung von Solarenergie Richtlinien einzuführen
-> Antrieb leisten, die eingeführten Standards einzuhalten

- Entwicklung und Umsetzung neuer Projekte
-> Entwickeln und Umsetzen neuer Projekte und Programme im Bereich der Solarenergie durch Mitglieder von TASEA und Teilnehmer anderer

Projekte

- Mitgliedschaft und Teilnahme

-> Jede Person und Institution, die die Ansichten und Ziele TASEA's teilt ist offen sich dieser anzuschließen.

- TASEA finanziert sich durch
-> Mitgliedschaftsgebühren und Abonnements
-> Spenden
-> Servicegebühren (z.B. für Beratungen)
-> Freiwilligenprogramm


TASEA besteht aus folgenden Organen

-> Jahreshauptversammlung - Organ für grundlegende Bestimmungen
-> Führungskommitte - Organ für die Leitung der Organisation
-> technisches Kommitte - strategisches Organ für Entwicklung
-> Überwachungsausschuss - Betreuung von Besitz und Anlagevermögen
-> Abteilungen, verwandte Institutionen und Organisationen
-> Zweigstellen - Organisation der Mitglieder zur Unterstützung der Hauptstelle

TASEA besitzt neben der Hauptstelle in Dar es Salaam inzwischen 3 Zweigstellen auf dem Festland (in Iringa, Moshi/Arusha und Mwanza), sowie das ZASEA

Büro (Zanzibarische Dachverband für Solarenergie, seit 2004) auf Zanzibar


für weitere Informationen
Kontakt:

TASEA Head Office
P.O. Box 32643
Dar es Salaam

Tel/Fax: +255 (0)22 2451 674
e-Mail: info@tasea.org

Internet: www.tasea.org

(Quelle: TASEA Flyer)

Dienstag, 8. September 2009

Dar es Salaam (19.8. - 30.8.2009) - die Wohnbedingungen

Während unseres Vorbereitungsseminars in Dar es Salaam haben wir den obersten Stock eines der Uni-Wohnheime für 11 Tage bewohnt. Auf diesem Stockwerk befanden sich 10 Doppelzimmer, wovon jeweils eins von Tanja, der Geschäftsführerin der DTP sowie Mohammed, unserem Kisuaheli-Lehrer für das Seminar, bewohnt wurden, auf die übrigen acht haben wir 16 Freiwillige uns verteilt. Ich teilte mir zusammen mit der Mitfreiwilligen Tanja ein Zimmer.

Nach unserer Ankunft haben wir alle von Tanja N. ein Mosquitonetz bekommen, welches wir schnell mittels einer quer durchs Zimmer gezogenen Schnur über unseren Betten angebracht haben. Tanja und ich hatten das 'Glück', dass wir unsere Netze täglich neu anbringen mussten, da sich unsere Halterungskonstruktionen leider täglich verabschiedeten und wir somit entweder eines der Netze quer durch das Zimmer verteilt wieder fanden, das Licht nicht mehr funktioniert oder gar die ganze Lampe dem Boden entgegen kam. Da Tansanier nicht all zu groß zu sein scheinen, waren die Betten leider mit ihren ca. 1m80 nicht besonders lang, so dass entweder die Füße, Knie, Hände oder Ellenbogen das Netz während der Nacht berührten. An sich nicht schlimm, wenn man nicht bedenkt, dass die hiesigen Mücken sehr tückisch sind: Sie schaffen es genau diese Körperstellen zu finden und dort zig Stiche zu verteilen. Entsprechend fanden wir des morgens gut und gerne mal 10 oder mehr Mückenstiche an einer Stelle. Schnell entstand die Idee, wir könnten Bettflöhe in den Matratzen haben. Diese Theorie wurde allerdings dank Sophie's "Matratzentest" schnell verworfen. Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns entweder nachts gut in einem Bettlaken einzuwickeln oder so klein wie möglich ins Bett zu legen.

Gemeinsam haben wir ein Badezimmer bestehend aus zwei Duschen und zwei Toiletten genutzt. Schon bei unserer Ankunft wurden wir direkt mit den hiesigen Versorgungsproblemen, die uns von nun an ein Jahr begleiten werden, konfrontiert - aus den Wasserhähnen und Duschköpfen kam kein einziger Tropfen Wasser. Dies blieb auch während unseres gesamten Aufenthaltes in Dar es Salaam so. Wir haben unser Wasser aus großen Tanks vor dem Haus oder aus zwei Wasserhähnen auf der anderen Seite des Hofs mit großen Kannistern holen können. Da wir alle das gleiche Schicksal geteilt haben, hat man sich recht schnell daran gewöhnt, dass die Dusche nicht in der uns bislang üblichen Art und Weise funktioniert: Wir haben in die Duschkabinen große Wasserkübel gestellt aus welchen wir mittels halbierten Plastikflaschen Wasser geschöpft haben, womit wir uns schließlich gewaschen haben. Zwischenzeitlich - für ca. 10h - gab es wieder Wasser, was wir daran erkennen konnten, dass unser Badezimmer teilweise überschwemmt war: Die Spülung einer der beiden Toiletten war defekt, so dass ständig Wasser nach und entsprechend über lief.

In der Universitätsmensa konnten wir täglich unsere Mahlzeiten einnehmen, zu welchen es folgende Speisen gibt:
Zum Frühstück gab es Mandazi - Berlinerähnliche frittierte Teigbällchen (ohne Füllung) - oder Chapati - Pfannkuchenartige Teigplatten. Beides ist vom Geschmack her eher neutral - wenn man mal von den Fettmassen absieht - gewinnt aber in Kombination mit dem vollkommen überzuckerten schwarzen Tee - Chai, Kisuaheli für Tee, schmeckt sehr würzig und gut, wenn man die Zuckerdosierung selbst vornehmen kann - schnell an Geschmack.

Mittags und Abends gibt es tagein tagaus folgende Gerichtsmöglichkeiten: Reis, Ugali oder Kochbananen mit Gemüse, Fisch oder Fleisch. Ugali ist ein für Tanzania typischer 'Maisbrei' mit sehr fester Konsistenz - diese feste Konsistenz hat den Hintergrund, dass hier überllicherweise mit den Händen/Fingern gegessen wird, so dass sich dieser Maisbrei besser in etwas festerer Form essen lässt. Kochbananen sind eine bestimmte Bananensorte, die vollkommen grün sind und in gekochtem Zustand ein wenig wie Kartoffeln schmecken abgesehen von der Form auch ihre Konsistenz besitzen. Der Reis - Wali im Kisuaheli - schmeckt besonders gut, leider hat es sich schnell herausgestellt, dass man diesen besser nicht kaut sondern zwischen Zunge und Gaumen lediglich zerdrückt, wenn man besser keine Zahnprobleme bekommen möchte. Da der Reis hier nicht wie für uns maschinell gereinigt und verpackt wird, sondern von Hand aus großen Säcken mit Hilfe von Schüsselchen portioniert wird und anschließend auf großen geflochtenen Tabletts von Steinchen bereinigt wird, bleiden mal mehr, mal weniger, abhängig von der gekauften Reisqualität, Steinchen im Reis über. Diese werden selbstverständlich mitgekocht... Das Gemüse besteht in der Regel aus zwei verschiedenen Sorten Gemüse: zum einen aus dicken Bohnen, die in einer Kokosnushaltigen Soße gegarrt und anschließend gegessen werden, sowie Spinatartiges Gemüse, was sehr bitter schmeckt und - meiner Meinung nach - nicht besonders gut. Das Fleisch, sollte man sich doch ein mal für eine Abwechslung zu "Wali na Mboga" (Reis mit Gemüse) entschieden haben, wird minimalistisch verteilt. Man bekommt 2-3 kleinste Bröckchen Knochensplitter-, Haut- und Fetthaltige Fleischstückchen. Der Fisch wird hier im Ganzen ohne jegliche Vorarbeit gegart und zum Verzehr auf den Teller gelegt. (Hierzu bei Gelegenheit mehr)
Wer die oben genannten Hauptspeisenvariationen absolut nicht mehr sehen kann und Abwechslung braucht, kann in der Regel auch Chipsi plaini oder auch Chipsi kavu genannt oder Chipsi ma yai bestellen, beides gibt es auch wahlweise mit kleinen (KLEINEN) Fleischspießchen. Chipsi plaini/ Chipsi kavu sind ganz simpel einfach nur Pommes, die hier aus frischen Kartoffeln hergestellt werden. Chipsi ma yai sind jene Pommes, die zusammen mit 2 Eiern in einer Pfanne beidseitig zu einer Art Omlett/Bauernfrühstück gebraten werden.

Da wir in kleinen Zimmern wohnten und kaum bis keinen Platz hatten, um unsere Koffer zu leeren, habe ich nur aus einem meiner beiden Koffer gelebt. Dementsprechend waren die Kleidungskapazitäten recht schnell erschöpft, so dass gewaschen werden musste. Wir hätten unsere Wäsche für 300 TShs pro Stück waschen lassen können. Aber das erste mal von Hand in einem Eimer zu waschen wollte ich schon selber machen. So haben wir nach ca. 5 Tagen einmal quer über den kompletten Flur eine Wäscheleine gespannt auf der von nun an täglich diverse Kleidungsstücke zum trocknen hingen.

Abends haben wir uns auf das Dach des Gebäudes gesetzt und dort unter, trotz Stadtlicht, schönem Sternenhimmel und bei toller Aussicht in Richtung Stadt viel Zeit verbracht, uns unterhalten oder auch einfach nur den Ausblick bei Musik genossen.

Montag, 7. September 2009

Dar es Salaam - Ankunft - 19.08.2009

Dar es Salaam - Ankunft

Nach anstrengenden 33h Reise bin ich endlich in Dar es Salaam angekommen.
Glücklich und zufrieden darüber endlich angekommen zu sein bin ich aus dem FLugzeug gestiegen. Kurz vor Landung schien dies undenkbar.
Zusammen mit meiner Sitznachbarin Christin - eine der Mitfreiwilligen der DTP, eingesetzt in Matemwe auf Zanzibar - bin ich 15 min vor Landung in ein absolutes Tief gefallen - Was mache ich hier? Wieso für ein Jahr? Wozu soll das gut sein? Was willst Du eigentlich in Tansania? Um gottes willen - aus der Nummer ist kein entkommen... Kaum stand ich mit meinen Füßen auf dem Flughafenboden schien diese Angst wie verflogen, meine Ziele und Motivation in Tansania zu sein waren plötztlich näher denn je. Ich war glücklich.

Nachdem uns Ole - einer der Mitfreiwilligen, eingesetzt in Bwoki bei Bukoba am Victoriasee - von den Erlebnissen seines Bruder erzählte, als dieser damals für 1 Jahr als Freiwilliger nach Tansania gekommen ist, sowie von seiner Familie, als sie ihn besuchten, standen wir mit ungutem Gefühl am Gepäckband: Das Gepäck seiner Familie ist mit einer einwöchtigen Verspätung angekommen, das Gepäck seines Bruders nie.... Bei uns ist jedoch alles gut gegangen, jegliche Sorge war unbegründet - alle Gepäckstücke sind angekommen.

Vor dem Flughafen erwarteten uns Tanja N. (Geschäftsführerin der DTP) und Olivia (Mitarbeiterin von TASEA und unsere Ansprechpartnerin vor Ort). Wir wurden mit einem gemieteten DalaDala zu dem Campus der Uni Dar es Salaam gefahren. Meine erste DalaDala Tour - ein Erlebnis.

In dem für uns gemieteten DalaDala (einer der größeren im Gegensatz zu der unten beschriebenen klassischen Variante) wurden die hinteren Sitzreihen bis an die Decke mit unserem Gepäck vollgestapelt, ein Doppelsitz vorne wurde für das von uns mitgeführte Handgepäck genutzt. Die übrigen Plätze waren für uns. Ich habe mich mit Andi - Mitfreiwilliger der DTP eingesetzt in Pete, Zanzibar - auf einen solchen Doppelsitz gequetscht, die Sitzfläche war dem Boden bis auf 20cm gleichgesetzt. Tanja - Mitfreiwillige der DTP, eingesetzt in Stone Town, Zanzibar - hat auf Andi und mir Platz gefunden - ähnliche Bilder waren im gesamten DalaDala zu finden. Nach einer Stunde Fahrt haben wir unser erstes Ziel in Tansania erreicht: Der Campus der Universität Dar es Salaam. Hier fand für die folgenden 11 Tage unser Einführungsseminar statt.

Wir haben unser Gepäck schnell auf unsere Doppelzimmer, das ich mir mit Tanja (Mitfreiwillige) geteilt habe, gebracht, uns frisch gemacht, und sind anschließend über das Campusgelände - sehr großräumiges, umzäuntes Gebiet - zu einem Restaurant gegangen, in welchem wir von TASEA begrüßt und zum essen eingeladen wurden. Da wir alle sehr müde waren und am nächsten morgen unser Einführungsseminar-Programm früh los ging, sind wir alle anschließend schnell ins Bett gegangen.

Nähere Beschreibungen:

- DalaDalas sind DAS gängige Fortbewegungsmittel in Tansania besonders Dar es Salaam (auf dem Land wird eher auf das Fahrrad zurückgegriffen). Ein DalaDala fährt täglich eine bestimmte Strecke am laufenden Band hin- und zurück, nimmt unterwegs an Haltestellen und auch einfach am Rand der Strecke wartende Fahrtgäste auf und kostet pro Person einen Fahrpreis von 250Tsh (Tansanische Schilling ist die hiesige Währung, 1 Euro entspricht etwa 1750 TSh) egal ob man eine Station oder die gesamte Strecke fährt. Besondere Fahrtzeiten gibt es nicht, man stellt sich einfach an eine der Haltestellen und in kürzester Zeit kommt knatternd ein DalaDala angefahren, die Dauer der Fahrt ist wiederrum von den Verkehrsbedingungen und dem DalaDala-Fahrer abhängig. In der Regel aber kommt man mit jeder Dala-Tour (zumindest in Dar es Salaam) in einen Stau. Die Dala-Fahrer sind meist wahghalsige Verkehrsteilnehmer, die ihr Dala bis an die Belastungsgrenze ausfahren und so die eine oder andere Staubedingte Verzögerung wieder wettmachen. In diesen klapprigen Toyota Minivans, in denen neben der quietschende Gangschaltung meist nur die Pedale und das Lenkrad funktionstüchtig sind, findet man erstaunliche 18 Sitzplätze, sollte der durchaus übliche Fall eintreffen, dass diese Sitzplätze nicht ausreichen, stellt/quetscht man sich in den DalaDala, klappt seinen Kopf zur Seite und sucht sich an den Seitenwänden oder Sitzreihen eine Stelle um sich festzuklammern. Meine bisher Fahrgastreichste Dala-Fahrt war mit mind. 26 Leuten, so viele zumindest konnten Sophie - Mitfreiwillige der DTP, eingesetzt in Stone Town, Zanzibar - und ich aus unseren jeweilligen Positionen zählen, später entdeckte man doch das eine oder andere Kleidungsstück, welches in unserer Zählung vorher noch keinen Platz gefunden hatte.....

- DTP = Deutsch-Tansanische Partnerschaft e.V., meine Entsendeorganisation

- TASEA = Tanzanian Solar Energy Association (Dachverband für Solarenergie in Tansania, mitgegründet durch die DTP, übernimmt die Betreuung der Freiwilligen der DTP vor Ort)

Dubai - 19.8.2009

Dubai

Dienstag -18.08.2009 - morgen um 8.00 Uhr ging meine Reise los. Meine erste Etappe, den Flughafen Hamburg habe ich um 12.00 Uhr erreicht. Dort habe ich mich nach dem Check-In und den letzten Verabschiedungen endgültig zu meinem Abenteuer aufgemacht. Zusammen mit 6 weiteren der insgesamt 16 Freiwilligen der DTP haben wir uns auf die ca. 6 stündige Reise nach Dubai begeben. Als wir um ca. 22.30 Uhr abends in Dubai aus dem Flugzeug stiegen hatte ich den Eindruck vor eine Wand zu laufen. Selbst um diese Zeit herrschten kaum erträgliche Temperaturen und sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Im Flughaufengebäude selber merkt man aufgrund der starken Klimatisierung nichts. Wir hatten hier ca. 12 Stunden Aufenthalt vor uns, in welchen wir vor hatten uns mittels einer Taxifahrt ein wenig der Stadt anzugucken. Nach einigen Security- und ‚Passport Control‘- Querelen sowie kurzer Verhandlung mit einem Taxifahrer saßen wir um 1h15 morgens im Taxi.

Aufregend

Unserem Fahrer schien sein Handy sehr wichtig, die Geschwindigkeitsbegrenzungen im Gegensatz eher unwichtig - er wurde prompt geblitzt.... Wir baten ihn uns die 2-3 sehenswertesten Plätze zu zeigen, so wurden wir zu dem großen Segel - Burj al Arab - gefahren, anschließend zu dem Atlantis-Hotel auf der großen künstlichen Palmeninsel - -. Sahen wir eines der Hotels schon aus der Ferne schnipste unser Taxifahrer wie wild mit dem Finger in Richtung des Hotels zeigend und wiederholte ständig ganz aufgeregt dessen Namen. Nach dieser irren Fahrt inklusive einiger Kopf-Autodecke-Kollisionen (die "Huppel", welche zur Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Straße angebracht werden, haben unseren Taxifahrer nicht im Ansatz dazu gebracht langsamer zu fahren - entsprechend wurden wir durch das Auto geschleudert...) sind wir schließlich wieder sicher am Flughafen Dubai angekommen.

Im Laufe unseres restlichen Aufenthaltes sind nach und nach die verbleibenden 10 Mitfreiwilligen in Dubai angekommen, so dass wir alle gemeinsam gegen kurz vor 11 morgens in die Maschine nach Dar es Salaam einsteigen konnten.

Dienstag, 28. Juli 2009

nur noch 3 Wochen und 7200km Kilometer Luftlinie entfernt

Herzlich Willkommen auf "Isabelle goes weltwärts --> Tanzania, Kyela",

am 18. August, in genau 3 Wochen, werde ich am Hamburger Flughafen den letzten Schritt in Richtung Tanzania gehen. Nach einer ca. eintägigen Reise mit Zwischenlandung und Aufenthalt in Dubai werde ich in Dar es salaam ankommen. Zunächst erwarten mich dort knapp 2 Wochen 'Aklimatisierungs'zeit sowie ein Sprachkurs. Anfang September folgt dann eine zeitlich gesehen ähnlich lange Reise von Dar es salaam nach Kyela (ca. 850km), wie zuvor der Flug, bevor ich in meinem Wohnort für die nächsten knapp 12 Monate angekommen bin.
Mal sehen was mich dort erwartet....

Ich werde mich bemühen so regelmäßig wie möglich kurze oder längere Berichte über meine Zeit in Tanzania hier online zu stellen - mit ein wenig Glück auch mit Fotos. (ich bitte hierbei jedoch um Rücksicht: Die Internetverbindung vor Ort ist bestimmend...)

Bis bald aus Tanzania,

Isabelle

Mittwoch, 10. Juni 2009

Liebe Freunde, Verwandte und Bekannte,

durch die Vergabe des Friedensnobelpreises im Jahr 2006 haben wir alle schon von Muhammad Yunus, der Grameen Bank oder Mikrofinanzierung gehört. Was aber verbirgt sich hinter diesem Begriff, der offensichtlich die Vergabe eines Friedensnobelpreises rechtfertigt?

Mit seinem Friedensnobelpreis bekam Muhammad Yunus die vielleicht
medienwirksamste Bestätigung seiner Arbeit – die größte jedoch gibt ihm der Erfolg seines Projektes „Grameen Bank Project“: die inzwischen ca. 7,5 Millionen Menschen, denen diese Bank Kleinkredite zur Verfügung stellt, können sich Dank dieser Kredite an 3 Mahlzeiten am Tag, fließendem Wasser, einem Dach über dem Kopf oder einer Existenzgründung erfreuen. Mit der Umsetzung dieser Idee, die ihren Ursprung Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland sieht, schafft es Muhammad Yunus neben vielen anderen, die dieser Idee folgen, finanzielle Mittel dort anzubringen, wo sie besonders benötigt werden – dort wo man sonst keinen Zugang zu finanziellen Mitteln hat.

90% der winterlichen Sonne weltweit scheint über Afrika, dem Kontinent, der an starker Armut und akutem Wasser- und Energiemangel leidet. Ist es nicht verwunderlich, dass genau dort, wo die Energie einen quasi anstrahlt, akuter Mangel an eben dieser Energie herrscht? Mit Solartechnik kann man es schaffen, diese Energie einzufangen, sie umzuleiten und den Menschen, die sie so besonders benötigen, zur Verfügung zu stellen. Mikrofinanzierung und Solarenergie sind zwei wichtige und zukunftsversprechende Themen für die entwicklungspolitische und - wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Kontinent Afrika.

Mitte August diesen Jahres habe ich dank weltwärts – Dem Freiwilligendienst des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) – die Möglichkeit meinen großen Traum zu erfüllen und für 12 Monate in Tansania an einem Projekt mitzuarbeiten, welches genau diese beiden Themen verbindet!

Für die Deutsch-Tansanische-Partnerschaft e.V. (DTP) werde ich als Freiwillige des Programms weltwärts für 12 Monate nach Kyela in Tansania entsendet. Dort habe ich die Möglichkeit genau an diesen Ansätzen mitzuhelfen und darüber zu lernen. In Kyela werde ich (mit abgeschlossener Bankausbildung und Wirtschaftsstudium) die Mikrofinanzierungsinstitution Tujijenge Ltd. bei ihrer Arbeit unterstützen.

Lange habe ich nach einer geeigneten Organisation für ein solches Projekt gesucht. In der DTP habe ich genau diese gefunden. Die Auszeichnung dieses Vereins zum Weltdekadenprojekt für nachhaltige Entwicklung durch die Vereinten Nationen in den Jahren 2005/2006 und 2007/2008 ist nur eines der Zeichen für die tolle Arbeit, die die DTP leistet. Mit ihrem Ziel der Völkerverständigung und Entwicklung durch die gemeinsame Arbeit junger Menschen aus Tansania und Deutschland verbindet sie die Förderung erneuerbarer Energien mit der Ausbildung von Kindern, Jugendlichen und Frauen. Das Projekt „Tujijenge Microfinance“ in Kyela fördert u.a. mikrofinanzierte Solarenergie zur Armutsreduktion. Auf diesem Projekt werde ich 1 Jahr arbeiten.

Bevor es Mitte August losgeht, gilt es noch eine Hürde zu meistern: die Finanzierung. Die sich auf ca. €10.000,- belaufenden Kosten für die Projektarbeit werden zu 75%
vom BMZ getragen, die verbleibenden 25% müssen durch die Deutsch-Tansanische- Partnerschaft e.V. aufgebracht werden. Eine der Teilnahmebedingungen ist es,
durch eine Spendenaktion zur Finanzierung dieses Projektes beizutragen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr durch eine Spende mithelfen würdet, die Mitarbeit an diesem Projekt zu ermöglichen. Für jede Spende auf das unten angegebene Spendenkonto der Deutsch-Tansanischen- Partnerschaft e.V. bin ich Euch sehr dankbar! Sollte erfreulicherweise ein höherer Beitrag als der benötigte erzielt werden, wird das Geld auf direktem Wege an die DTP gespendet. Beiliegend findet Ihr die Angaben des Spendenkontos.

Im Gegenzug zu Eurer Unterstützung werde ich während der 12 Monate regelmäßige Berichte und hoffentlich auch Bilder über meine Arbeit, Erfahrungen und Eindrücke in Tansania im Internet auf http://isabelle-weltwaerts.blogspot.com veröffentlichen. Gerne stehe ich Euch oder Eurem Verein/Club nach meiner Rückkehr auch für eine ausführliche Berichterstattung z.B. im Rahmen eines Vortrages zur Verfügung. Sollte es Unklarheiten oder Fragen geben, zögert bitte nicht diese unter den oben angegebenen Kontaktdaten an mich zu richten.

Ich möchte mich schon jetzt ganz herzlich für Eure Unterstützung bedanken und hoffe, gemeinsam mit Eurer Hilfe diese letzte Hürde bis Anfang August meistern zu können.

Liebe Grüße und herzlichen Dank,

Isabelle Katthagen