Donnerstag, 1. Oktober 2009

BLITZEINTRAG

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Ich notiere: Donnerstag, 01.Oktober 2009, 7.33 Uhr. ES REGNET!!!!

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"Wenn das mal nicht nach Regen aussieht." Dies ist mir durch den Kopf gegangen, nachdem ich vor einer knappen Stunde aufgestanden bin und in den düsteren, frischen und sehr diesigen heutigen Tag geguckt habe. Ich habe mich dann aber sofort wieder darauf besonnen, dass diese Einschätzung auf meine europäischen Wetterkenntnisse zurück zu führen ist und mich wieder auf einen sehr heißen Tag eingestellt.

Kaum 15 min. später fängt es an. Ein leichtes rieseln auf unserem Wellblechdach. Anna und ich laufen in großer Freude raus. Uns entgegnet DIE Enttäuschung. Was wir als stärkeren Regen vermutet haben, entpuppt sich als klassischer "Drei-Tröpfchen-Niesel".

Inzwischen sitze ich auf dem Sofa in meinem Zimmer. Ich genieße die Ruhe, die nun im Haus herrscht. Die familiären Begrüßungszenarien sind verstummt, der im Wohnzimmer wie immer auf höchster Tonstufe laufende Fernseher ist nicht vernehmbar. Alles verdrängt durch den immer stärker und lauter werdenden Regen.

Dienstag, 29. September 2009

Kyela - Die dritte Woche

Meine dritte Woche in Kyela hat gleich mit einem Highlight begonnen. Unser Chef kam aus Dar es Salaam zurück und teilte uns gegen Mittag mit, dass wir uns mit dem Fundi treffen würden, welcher unsere Regale fertig machen wollte. Gegen 14 Uhr sind wir also zu dem alten Büro gefahren und haben dort besprochen, wie unsere Regale aussehen sollten. Zu unserem großen erstaunen wurden die Arbeiten gleich vor unseren Augen ausgeführt, so dass wir 1,5 Stunden später mit unseren Regalen in unseren Zimmern standen und diese mit leuchtenden Augen eingeräumt haben! Endlich Ordnung.
(Bilder werden nun also zeitnah folgen!!!)

Die meiste Zeit der Woche waren Anna und ich tagsüber damit beschäftigt Vokabeln zu lernen, Blogtexte zu schreiben u.ä.. Unser Chef scheint sehr großen Wert darauf zu legen, dass wir erst die Sprache beherrschen, bevor wir richtig anfangen zu arbeiten...

Am Montag wurde für unseren Chef ein riesiger neuer Schreibtisch und ein großer Ledersessel geliefert. Beides wurde ab Mittag von dem uns sehr gut bekannten Fundi unter den Augen unseres Chefs zusammen gebaut. Den verbleibenden Nachmittag konnte ich beobachten, wie über der Anleitung (Stil IKEA Anleitung) immer wieder die Köpfe zusammen gesteckt wurden. Am nächsten Morgen als wir ins Büro kamen war alles zusammen gebaut - allerdings in unserem Räumchen. Der Schreibtisch war für den Raum unseres Chefs zu groß, so dass die Räume getauscht wurden. Unser Chef entschuldigte sich morgens bei uns recht lange dafür, dass er uns nicht vorgewarnt hat, und er hoffte es seien uns keine Umstände entstanden.
Ob der Tatsache, dass der Zusammenbau von Schreibtisch und Stuhl einen gesamten Nachmittag gedauert hat, ist man dazu geneigt negativ zu denken. Man meint mangelndes Verständnis für diese Art der Vorgehensweise zu erkennen. Ich versuche jedoch auch die positive Seite zu sehen. Die Fertigung jeglicher Dinge wird in 100%iger Handarbeit getätigt. Eine Anleitung die selbst für den geübten Selbst-Schrauber häufig unverständlich erscheint und ihn an die Grenzen seiner Geduld treibt wird hier mit beeindruckender Selbstbeherrschung ganz ohne frustrierte Zwischenrufe solange angegangen bis man zum Erfolg gekommen ist...

Uns ist es relativ egal in welchem Raum wir sitzen, die Hauptsache ist, dass wir Tisch und Stuhl zum Arbeiten haben! Ein kleiner 'Nachteil' hat sich jedoch heraus gefiltert, wir haben nun leider nicht mehr die schöne große Fensterfront, dadurch ist es recht stickig. Der kleine Fensterspalt, der in unserem Teil des Büros ist, ist zudem noch mit einem Kalender halb verhängt. Wir haben viel überlegt, wie wir diesen Kalender taktvoll wieder zu unserem Chef bringen können, sind aber auf keine schöne Lösung gekommen, also hoffen wir darauf, dass unser Chef ihn bald vermisst und zu sich holt.

Dieser Kalender ist uns am Donnerstag aber doch noch sehr nützlich geworden. Denn wir haben festgestellt, dass die gesetzlichen Feiertage dort eingezeichnet sind. So haben wir heraus bekommen, dass entweder der Sonntag und Montag oder der Montag und Dienstag gesetzliche Feiertage sind. Das Ende vom Ramadan stand an. Sofort haben wir uns überlegt, was wir denn mit dem verlängerten Wochenende anfangen können und gefördert durch die stetig ansteigenden Temperaturen kam nur eines in Frage: Ab an den Malawisee. Abends haben wir Robert und Philipp angerufen - eingesetzt in Mafinga, 6h Busfahrt von uns entfernt - und sie gefragt, ob sie nicht mitkommen möchten. Da die beiden noch gar nicht wussten, dass Feiertage anstanden waren sie sehr begeistert von der Idee und haben schon zugesagt. Wir haben also alles weitere mit unserem Chef geklärt und ihn in Kenntnis gesetzt - was hier nahezu übergangslos an "und ihn um Erlaubnis gebeten" grenzt - dass wir das Wochenende und die Feiertage in Matema verbringen werden. Nachdem er den Aufenthalt genehmigt hat und schon ein erstes Unterkunftsangebot für uns eingeholt hat, bat er uns Samstag wieder zum Büro zu kommen. Dort haben wir dann gemeinsam mit Susanne - Kanadierin, seit 2 Jahren als Freiwillige in Kyela, zunächst bei SEF nun bei einer anderen NGO - und unserem Chef über eine Stunde gebraucht, um mit einer anderen Unterkunft Kontakt aufzunehmen und die Einzelheiten (Abfahrt, Dauer, Anfahrt etc) zu klären. Anschließend sind wir von unserem Chef zum hiesigen Busbahnhof geschickt worden, wo er uns dann wieder traf (ist mit dem Motorrad gefahren), um die Anfahrt nach Matema zu planen. Abends war dann schließlich alles geklärt und wir hatten eine schöne Unterkunft gebucht. Am nächsten Tag trafen Philipp und Robert um 13 Uhr am Busbahnhof ein. Unter der versteckten Besorgnis unseres Chefs, der uns verabschiedete sind wir schließlich auf der überfüllten Ladefläche eines Pik-Up's 4 Stunden lang über die holperigen Straßen des Kyela Distrikt nach Matema gefahren worden. Die Tatsache, dass die Strecke ungefähr 50km beträgt, sowie der obligatorische Reifenplatzer dürften die Straßenverhältnisse verdeutlichen....

Verstaubt, zerzaust und mit schmerzenden Hinterteilen sind wir glücklich am Malawisee Panorama angekommen. Die erste Amtshandlung: baden gehen!!! Unter traumhafter Kulisse des Livingstone Gebirges und einem scheinbar nicht endenden Sees gepaart mit Kokospalmen, Strand und beginnender Dämmerung sind wir also in unser Wochenende gestartet.

Die Rückfahrt verlief ähnlich wie die Hinfahrt: 4 Stunden Fahrt, 1 Reifenplatzer, 16 Menschen auf der Ladefläche zusammen mit 2 riesigen Pappkartons voll mit Fischchen - dagaa = Sardinen -, Kokosnus-Säcken unseren Rücksäcken und diverse andere Gegenstände. Ein absolutes Erlebnis kann ich nur sagen.

Nachdem wir die beiden Jungs nach dem Standard-Frühstück bei Mama Adam verabschiedet haben begann die nächste (vierte) Woche für uns also erst am Mittwoch.